Preisanstieg wohl unvermeidlich

Preisanstieg wohl unvermeidlich

Devisenintervention der Nationalbank lässt Lebensmittelpreise ansteigen

16. 1. 2014 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: M. Großmann/pixelio.de

Tschechiens Lebensmittelproduzenten rechnen im neuen Jahr mit einer Preiserhöhung für Nahrungsmittel zwischen fünf und acht Prozent. Wie die Sprecherin der Lebensmittelkammer Jarmila Štolcová am Dienstag vergangener Woche erklärte, sei die Verteuerung eine Folge der im vorigen November veranlassten Devisenintervention der tschechischen Nationalbank ČNB. Vor allem Erzeuger, deren Produktion von importierten Rohstoffen abhängt, hätten unter der Maßnahme der Nationalbank zu leiden. Dazu zählen unter anderem Hersteller von Süßigkeiten und Verarbeiter von Fleischwaren.

Wie Štolcová ausführte, zwinge der Preisanstieg die Lebensmittelproduzenten zur weiteren Reduzierung ihrer Margen, obwohl sich die meisten von ihnen eine solche gar nicht leisten könnten. So befürchten einige Unternehmen, dass sie nun ihre Produktion einschränken und womöglich Mitarbeiter entlassen müssen. Fleischverarbeitende Firmen beispielsweise haben den Import von Schweinen aus dem Ausland bereits deutlich gedrosselt und verstärkt einheimische Tiere geschlachtet. Sie befürchten weiterhin, dass sich das Wachstum der Getreidepreise in den Kosten für die Futtermittel widerspiegeln wird. Dies wiederum hätte eine Verteuerung jener Lebensmittel zur Folge, die tierischen Ursprungs sind – vor allem Fleisch und Eier würden demnach mehr kosten.

Trend hält an
„Obwohl zahlreiche Unternehmen mit den Banken abgesicherte Wechselkurse von Euro und Dollar im Voraus ausgehandelt haben, rechnen sie mit einem Verlust“, erklärte Štolcová. Derartige Einbußen würden unter anderem durch langfristig in Tschechischer Krone abgeschlossene Verträge für Waren verursacht, deren Produktion auf in Euro bezahlte Importgüter basiert.

Einen positiven Effekt hingegen zeigte die Kursschwächung der Tschechischen Krone auf die Verarbeiter von Milchprodukten, die einen Großteil ihrer Waren exportieren, so Štolcová. Für einheimische Produzenten könnte eine Preiserhöhung und die damit verbundene Beschränkung der Importe selbstredend von Vorteil sein.

Zur Preisgestaltung in den tschechischen Großmärkten äußerte sich auch eine Sprecherin der Einzelhandelskette Globus: Pavla Hobíková zufolge sei eine Verteuerung einiger Produkte nicht zu vermeiden, namentlich Molkereierzeugnisse. „Aufgrund der gedrosselten Milchproduktion steigt der Preis. Dieser Trend dürfte sich wahrscheinlich auch im Winter nicht maßgeblich ändern.“ Einen zweiten Faktor für das zu erwartende Preiswachstum sieht Hobíková ganz allgemein in den steigenden Kosten für das Verpackungsmaterial importierter Waren. Auch dieser Kostenanstieg ist auf die Maßnahmen der ČNB zurückzuführen. Diese hatte am 7. November den Kurs der heimischen Währung geschwächt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Seitdem sind vor allem die Preise für Haushalts­elektronik, importierte Kraftfahrzeuge sowie Kraftstoffe um bis zu fünf Prozent angestiegen.

Eindeutige Analysen über die Auswirkungen der Devisenintervention auf die Lebensmittelpreise liegen indes noch nicht vor. Wann die unerwünschte Verteuerung ungefähr eintritt, ist ebenso unklar. Bisher sei es auch in den Filialen der Einzelhandelskette Albert nicht zum Preisanstieg gekommen, wie die Sprecherin des Unternehmens Judita Urbánková informierte. Des wahrscheinlichen Preiswachstums sei man sich jedoch bewusst. „Unsere Preispolitik wird dem Markt folgen“, betonte Urbánková.