Rilke auf Granit
Neues Denkmal erinnert an den gebürtigen Prager Dichter
17. 6. 2015 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Kulturminister Daniel Herman bei der Enthüllung des Denkmals/kdu.cz
Vor 140 Jahren wurde Rainer Maria Rilke in Prag geboren. Dem deutschsprachigen Dichter in seiner Heimatstadt ein Denkmal zu setzen, darum hat sich die Europäische Rainer-Maria-Rilke-Stiftung zehn Jahre lang bemüht. Immer wieder scheiterte sie jedoch an bürokratischen Hürden. Nun konnte sie ihr Projekt verwirklichen: Seit Mittwoch vergangener Woche erinnert im Prager Stadtteil Holešovice ein Granitblock an den Lyriker. Gemeinsam mit Kulturminister Daniel Herman (KDU-ČSL) und Ernst Ulrich von Weizsäcker enthüllten Vertreter der Stiftung auf dem Řezáč-Platz das Denkmal, das die letzten Verse der neunten „Duineser Elegie“ Rilkes in deutscher und tschechischer Sprache schmücken.
„Das Denkmal erinnert an einen großen Prager, Europäer und Menschen, der im wahrsten Sinne des Wortes multikulturell war“, sagte der Maler und Komponist Vladimír Franz bei der Einweihung. Rilke habe die europäische Kultur beeinflusst. Auch der deutsche Naturwissenschaftler und SPD-Politiker Weizsäcker, der sich seit vielen Jahren für die Rilke-Stiftung engagiert, würdigte in seiner Rede das Paneuropäertum des Schriftstellers. Herman ergänzte, mit dem Denkmal habe Prag eine große Schuld beglichen.
Das Monument gestaltete der mährisch-schlesische Bildhauer Stanislav Kolíbal, der vor vier Jahren bereits eine Rilke-Büste für die Straße Na Příkopě geschaffen hatte. Als Vorbild diente ihm das Denkmal für den Schriftsteller in Berlin-Wilmersdorf. Auf Initiative der Europäischen Rainer-Maria-Rilke-Stiftung wurde dort im Herbst 2007 ein ähnlicher Quader aus poliertem Granit errichtet. Auch ihn ziehren die Zeilen aus den „Duisener Elegien“: „Siehe, ich lebe. Woraus? Weder Kindheit noch Zukunft werden weniger … Überzähliges Dasein entspringt mir im Herzen.“
Wie der Stiftungsvorsitzende Jiří Kostelecký sagte, sollte das Monument ursprünglich anders aussehen. Eine einfache geometrische Form sei angedacht gewesen. Sie sollte aus zwei Platten und einem Porträt des Dichters sowie Zitaten aus seinem Schlüsselwerk bestehen. Als Standort war der Letná-Park nahe der Prager Burg vorgeschlagen worden. Denkmalschützer lehnten das jedoch ab. Auch auf dem Platz in Holešovice, der nach dem tschechischen Schriftsteller Václav Řezáč benannt ist, stieß die Stiftung auf Widerstand. Einige Bürger protestierten gegen ein Rilke-Mal mit dem Verweis darauf, dass der Dichter in deutscher Sprache geschrieben habe. Ebenso lehnten sie es ab, den Platz nach Rilke zu benennen.
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