Rückkehr der Goldgräber

Rückkehr der Goldgräber

Ministerium für Industrie und Handel will den Abbau von Edelmetallen prüfen. In Zlaté Hory hofft man auf Hunderte Arbeitsplätze

15. 4. 2015 - Text: Corinna Anton

Wird in Tschechien bald wieder nach Gold gegraben? Wenn es nach dem Minister für Industrie und Handel geht, sollte ernsthaft darüber nachgedacht werden. Bedingung sei, dass sich der Abbau wirtschaftlich auszahle, sagte Jan Mládek (ČSSD) am Montag in Zlaté Hory. Die rund 4.000 Einwohner zählende Stadt am Rand des Altvatergebirges war einst ein Zentrum des schlesischen Goldbergbaus. Nun könnte die Förderung unter anderem dort wieder aufgenommen werden. Das Ministerium habe einen Entwurf für eine neue Rohstoffstrategie vorgelegt, demzufolge „unter bestimmten Umständen“ in Tschechien die Förderung von Erzen einschließlich Gold möglich sein soll, so Mládek.

Nach der aktuellen Strategie ist keine Förderung von Metallen geplant. Der Minister sieht jedoch keinen Grund, die Rohstoffe brachliegen zu lassen, „falls der Abbau keine beträchtlichen Auswirkungen auf die Umwelt hat“. Noch wird hierzulande zwar Uran gefördert, 2017 soll der Abbau jedoch aufgrund der ungünstigen Preisentwicklung eingestellt werden.

Der Staatsbetrieb Diamo, der Mládek zufolge für den Goldabbau zuständig wäre, soll zunächst untersuchen, ob eine erneute Förderung in Zlaté Hory durchführbar wäre. Als die Arbeiten dort 1993 eingestellt wurden, habe eine Unze Gold etwa 270 Dollar gekostet, so Mládek, derzeit würden dafür rund 1.300 Dollar gezahlt. „Also lohnt es sich zumindest, darüber nachzudenken.“ Pavel Koscielniak von Diamo schätzt, dass sich im Erdreich in der Gegend von Zlaté Hory noch drei bis neun Tonnen Gold befinden.

Von der „Rückkehr der Goldgräber“ war in Tschechien zuletzt vor mehr als zehn Jahren die Rede, als eine private einheimische Firma namens Altenberg die Vorkommen in Zlaté Hory untersuchen wollte. Sie musste das Vorhaben jedoch abbrechen, weil sie keine Genehmigung des Umweltministeriums bekam. Mládek deutete an, dass eine Beurteilung der Auswirkungen auf die Umwelt diesmal anders ausfallen könnte als bei Altenberg. „Sie wollten Cyanid zum Auslaugen des Goldes verwenden. Das würde in diesem Fall wegfallen, weil man hier mit Bergbau-Methoden fördern und die Endbearbeitung in Belgien stattfinden würde“, sagte Mládek. Auch der örtliche Bürgermeister Milan Rác sieht das Vorhaben des Ministeriums positiv: Er hofft auf Hunderte Arbeitsplätze für die Region, in der etwa elf Prozent der Menschen ohne Beschäftigung sind.