„Schlimmer als Glücksspiel und Bordelle“
Stadt will Segway-Verbot ausweiten – auch Straßenmusiker werden stärker reguliert
3. 2. 2016 - Text: Ivan Dramlitsch
Man könnte die Aufregung um Segways auch hoffnungsvoll deuten: Einer Stadt, in der Politik, Medien und Öffentlichkeit sich über einen längeren Zeitraum so leidenschaftlich über ein zweirädriges Transportmittel erregen, muss es ansonsten ziemlich gut gehen. Segways werden hauptsächlich von Touristen genutzt. Die elektrisch betriebenen Gefährte erleichtern den Besuchern die Wege über Kopfsteinpflaster und durch die steil ansteigenden Gassen zur Prager Burg.
Immer wieder werden Vorwürfe aufgrund rücksichtsloser Handhabung und Warnungen vor einer hohen Unfallgefahr laut. Die Segways seien schlimmer als Glücksspiel und Bordelle, wurde Oldřich Lomecký (TOP 09), Bürgermeister von Prag 1, letztes Jahr in einem Artikel des Nachrichtenservers iDnes.cz zitiert.
Der erste Prager Stadtbezirk will Segways laut einer aktuellen Pressemitteilung nun auf allen Bürgersteigen und in Fußgängerzonen verbieten. Der Magistrat muss der Forderung noch zustimmen. Ein Gesetz, das das Verbot grundsätzlich möglich macht, wurde in Abgeordnetenhaus und Senat bereits verabschiedet. Schon seit letztem Jahr gilt eine Einschränkung des Segway-Verkehrs in einem Abschnitt der Altstadt und auf der Kampa-Insel. Auch innerhalb der Mauern des Vyšehrads müssen Touristen absteigen und zu Fuß gehen.
Bereits beschlossen sind stärkere Restriktionen für Straßenmusiker. Eine am Donnerstag von der Prager Stadtverordnetenversammlung verabschiedete Regelung verbietet ab März das Spiel auf bestimmten Instrumenten und die Verwendung anderer „lauter“ Hilfsmittel wie Verstärker. Konkret genannt werden unter anderem Trommeln, Dudelsäcke und Oboen. Andere Blasinstrumente wie Saxofone dürfen nur mit Dämpfern gespielt werden. Außerdem wurde die Anzahl der Orte erweitert, an denen Straßenmusik gänzlich verboten ist. Die neue Verordnung ist umstritten. „Hier werden vernünftige Restriktionen so kombiniert, dass die Straßenkunst insgesamt liquidiert wird“, so die Grünen-Abgeordnete Petra Kolínská. Tschechische Musiker wie Vladimír Mišík, Laco Deczi, Marta Kubišová oder Lenka Dusilová kritisieren die Pläne der Stadt ebenfalls.
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