Schneller, reicher und gesünder

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Neue Autobahnen und höhere Renten: Was sich 2016 in Tschechien ändert

6. 1. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Miraceti/CC BY-SA 3.0

Ob Sie ein Haus verkaufen wollen oder mit dem Rauchen aufhören – in vielen Bereichen haben sich am 1. Januar die Gesetze geändert. Die PZ hat das Wichtigste zusammengefasst: von A wie Ausweis bis W wie Wohnen.

Ausweis
Weniger Behördengänge müssen Hochbetagte seit diesem Jahr auf sich nehmen. Wer über 70 Jahre alt ist, bekommt künftig einen Ausweis, der erst nach 35 Jahren abläuft. Alle anderen müssen weiterhin nach zehn Jahren neue Papiere beantragen. Wer es besonders eilig hat, muss dafür seit Januar tiefer in die Tasche greifen. Ein Express-Pass kostet nun 4.000 Kronen (etwa 150 Euro), vorher waren es 1.500. Die Behörden stellen ihn dafür innerhalb von sechs Tagen aus – bisher mussten Bürger bis zu 15 Tage darauf warten.

Autofahren
Um 450 Kilometer ist das tschechische Autobahnnetz in der Silvesternacht gewachsen. Das ist jedoch keinem Bauwunder geschuldet, sondern einer Umbenennung. Die bisher vierspurigen Schnellstraßen (Rychlostní silnice) gelten nun als Autobahnen. Etwa 500 Verkehrsschilder mussten dafür ausgetauscht werden; die blauen Markierungen wurden durch grüne ersetzt. Die Höchstgeschwindigkeit ändert sich dadurch in der Regel nicht, auf vielen vierspurigen Schnellstraßen durfte man bisher bereits wie auf Autobahnen 130 km/h fahren. Auf einigen Landstraßen erster Klasse dagegen darf man nun mehr Gas geben. Dort wurde die Höchstgeschwindigkeit von 90 auf 110 Stundenkilometer angehoben.

Für mehr Sicherheit sollen neue Verkehrsschilder sorgen, die auf Fußgänger, Rollschuhfahrer und Stehroller (Segways) hinweisen. Bequemer wird die Kfz-Anmeldung, die künftig nicht zwingend am Wohnort geschehen muss. Außerdem können Eigentümer nun selbst bestimmen, was auf ihrem Nummernschild steht. Schimpfwörter sind allerdings nicht erlaubt.

Gesundheit
Um fünf Prozent sind die Tariflöhne in den Krankenhäusern zum 1. Januar gestiegen – zu wenig, meint die Vereinigung böhmischer und mährischer Krankenhäuser (AČMN). Wenn nicht noch mehr Ärzte und Pfleger ins Ausland abwandern sollen, dann müssten deren Gehälter jährlich um etwa zehn Prozent steigen, fordert die Vereinigung. Andernfalls drohe die Schließung von Krankenhäusern.

Schon jetzt fehlen vor allem in ländlichen und grenznahen Regionen Ärzte, viele arbeiten lieber in Deutschland oder Österreich, wo sie deutlich besser bezahlt werden. Gleichzeitig mit den Löhnen der Angestellten im Gesundheitsbereich wurden auch die Abgaben für die Krankenversicherung angehoben. Die Kassen müssen Ärzten künftig mehr für Behandlungen bezahlen. Neu ist außerdem, dass die Protonentherapie zur Bestrahlung von Tumoren nun zu den Leistungen zählt, die von der Krankenkasse erstattet werden.

Immobilien
Wer in diesem Jahr ein Haus oder Grundstück veräußern möchte, profitiert von einer Änderung des Steuerrechts. Eine nun gültige Novelle sieht vor, dass beim Verkauf nur der neue Eigentümer die Immobiliensteuer zahlen muss.

Kinder
Eltern von zwei oder mehr Kindern sollen noch in diesem Jahr mehr Steuern sparen – diese Änderung hat das Parlament allerdings noch nicht gebilligt. Den Plänen der Regierung zufolge soll der Steuervorteil für das zweite Kind um 100 Kronen im Monat steigen, für jedes weitere um 300 Kronen monatlich. Die Abgeordneten werden demnächst in zweiter Lesung über die Änderung beraten; im März könnte sie in Kraft treten. Laut Finanzministerium soll sie dann auch rückwirkend für die ersten Monate des Jahres gelten.

Löhne
Auf kleine Verbesserungen können sich Geringverdiener einstellen. Der Mindestlohn steigt von monatlich 9.200 auf 9.900 Kronen (rund 366 Euro); der zugrunde liegende Stunden­satz erhöht sich von 55 auf 58,70 Kronen. Aber auch viele andere Angestellte dürfen sich Hoffnungen auf mehr Geld machen. Einer Umfrage des Netzwerks KPMG zufolge planen 72 Prozent der Firmen hierzulande, die Löhne ihrer Mitarbeiter in diesem Jahr zu erhöhen. Schlechte Nachrichten bringt das neue Jahr dagegen für Kleinunternehmer, die für Sozial- und Krankenversicherung die Mindestbeiträge bezahlen. Sie müssen 660 Kronen mehr abführen.

Rauchen
Wer sich an Silvester vorgenommen hat, mit dem Rauchen aufzuhören, den könnte diese Änderung zusätzlich motivieren: Die Verbrauchssteuer auf Zigaretten und andere Tabakprodukte ist gestiegen. Um drei bis vier Kronen wird die Schachtel dadurch teurer. Auch in den kommenden zwei Jahren sollen die Preise weiter steigen.

Renten
Ob die Senioren diese Änderung spüren, ist fraglich: Um ganze 40 Kronen (knapp 1,50 Euro) sind die Renten ab Januar gestiegen. Die durchschnittliche Rente betrug im September vergangenen Jahres 11.334 Kronen (419 Euro) im Monat. Freuen können sich die gut 2,3 Millionen Empfänger der Altersrente auf Februar. Dann bekommen sie eine einmalige Sonderzahlung von 1.200 Kronen (etwa 44 Euro).

Wohnen
Wichtig für Mieter: Die Heizkosten werden ab diesem Jahr anders verteilt. Heizt jemand deutlich mehr als seine Nachbarn, kann es nun passieren, dass er das Doppelte der durchschnittlichen Kosten zahlen muss; bisher war der Wert auf 140 Prozent gedeckelt. Wer sparsam ist, muss dennoch mindestens 80 Prozent des Durchschnittspreises zahlen statt bisher 60. So soll verhindert werden, dass Mieter, die in der Mitte eines Hauses wohnen, zu sehr von der Wärme ihrer Nachbarn profitieren. Für Eigentümer gilt: Sie müssen nun immer einen Energieausweis ihrer Immobilie vorlegen, egal ob sie ein ganzes Haus vermieten oder nur eine Wohnung. Interessenten sollen so besser erkennen, wie hoch die Nebenkosten tatsächlich ausfallen können. Und Investoren sollten beachten: Ab 1.500 Quadratmeter beheizter Bruttogrundfläche müssen öffentliche Gebäude von nun an höheren Standards entsprechen. Der Energie­verbrauch darf nur sehr gering sein und muss in größtmöglichem Maß aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden.