„Schweizer Frühling“ in Tschechien
Mit einem fünfwöchigen Festival präsentiert sich die Eidgenossenschaft dem tschechischen Publikum
16. 1. 2013 - Text: Franziska NeudertText: fn; Foto: xpeeterx
Als André Regli vor zwei Jahren sein Amt als Schweizer Botschafter in Tschechien antrat, waren die Bande zwischen den beiden Ländern bereits eng geknüpft. Trotz intensiver freundschaftlicher Beziehungen vermisste der 56-Jährige jedoch ein größeres Ereignis, das den Tschechen sein Heimatland mit all seinen Facetten vorstellte. Eine passende Gelegenheit hierfür sah er im 20. Jahrestag der offiziellen Anerkennung der Tschechischen Republik durch die Schweiz. Aus diesem Anlass findet im März zum ersten Mal das Projekt „Schweizer Frühling“ statt: Über mehr als einen Monat hinweg präsentiert sich die Eidgenossenschaft in verschiedenen Städten Tschechiens mit einem umfangreichen Programm. Ziel ist es nicht nur, den kulturellen Austausch und Wissenstransfer zu fördern, sondern auch die bilateralen Beziehungen zu würdigen und Impulse für zukünftige Entwicklungen zu geben.
Einen thematischen Schwerpunkt gibt es nicht – im Gegenteil, der Veranstaltungskalender deckt von Ausstellungen über Konzerte und Lesungen bis hin zu Nordic Walking, kulinarischen Exkursionen in die Alpen und Vorträgen über direkte Demokratie oder nachhaltige Architektur sämtliche Interessen ab. Wie Regli bestätigt, „soll die bunte Palette die Diversität der Schweiz widerspiegeln.“
Musikalische Höhepunkte
Das Zentrum des Festivals ist in Prag angesiedelt, aber auch andere Städte erleben im März ihren „Schweizer Frühling“. So begeht Liberec feierlich seine Partnerschaft mit dem Kanton St. Gallen, Luzern nimmt mit seiner Partnerstadt Olomouc am Programm teil. Einen ersten Höhepunkt markiert das Eröffnungskonzert am 5. März. Unter der Leitung von Kaspar Zehnder, der in den Jahren von 2005 bis 2008 als Chefdirigent der Prager Kammerphilharmonie vorstand, wird im Rudolfinum Gioachino Rossinis Ouvertüre aus „Wilhelm Tell“ sowie die Weltpremiere der „Suite für Horn, Alphorn und Orchester“ des Schweizer Komponisten Jean-Luc Darbellay über die Bühne gehen. Eine weitere Sternstunde für Musik-Liebhaber ermöglicht das Prager Theater Archa am 12. März. Dann stellen die Schweizer Singer-Songwriterin Sophie Hunger und ihr Landsmann, der Jazztrompeter Erik Truffaz, ihre Musik vor. Die Reihe „Swizz Jazz“ gibt mit weiteren sieben Konzerten im Prager Club Jazz Dock einen Einblick in die Szene des Landes.
Einen wichtigen Programmpunkt – vor allem für die Botschaft – stellen die Konferenz und die Ausstellung zum Thema „Direkte Demokratie“ dar. In Vorträgen und Diskussionsrunden wird die weltweit einzigartige Staatsform in ihren Grenzen und Möglichkeiten beleuchtet. Die Konferenz findet zunächst am 11. März in Prag, später am 27. desselben Monats in Liberec statt.
Trotz unterschiedlicher Historie und Europa-Politik teilen Tschechien und die Schweiz eine ganze Menge – wie zum Beispiel ein Kapitel der Immigrationsgeschichte. „Etwa 15.000 Tschechen fanden 1968 in der Schweiz eine Heimat und bauten sich dort eine neue Existenz auf“, begründet Regli die gewachsenen Bande. Der „Schweizer Frühling“ besiegelt die Länderfreundschaft – vorerst nur einmalig. Wegen finanzieller Engpässe muss das nächste Festival wohl bis zu einem weiteren Jubiläum warten.
„Schweizer Frühling“, 1. März bis 11. April in verschiedenen Städten Tschechiens, Veranstaltungskalender und weitere Informationen unter www.svycarskejaro.cz
„Markus von Liberec“
Geheimes oder Geheimnistuerei?