Seltsame Stücke
Nordböhmisches Gewerbemuseum in Liberec feiert 140-jähriges Bestehen
13. 11. 2013 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Rawac
Das Nordböhmische Gewerbemuseum (Severočeské muzeum) zeigt anlässlich seines 140-jährigen Bestehens einzigartige Exponate, die bisher noch nicht ausgestellt wurden. Aus den insgesamt 42 Sammlungen des landesweit ältesten Museums seiner Art haben die Kuratoren Raritäten ausgewählt, die einen Einblick in die Museumsgeschichte geben sollen. Sie können bis 31. Dezember im großen Saal des Neorenaissance-Gebäudes in Liberec bestaunt werden.
„Wir verfügen über etwa eine halbe Million Kunstgegenstände. Was wir ausstellen, ist nur ein Bruchteil davon. Er soll einen Querschnitt der Sammlungen aus 14 Jahrzehnten bilden“, erklärt Museumsdirektor Jiří Křížek. Zu sehen sind sowohl Exemplare aus den ersten Jahren jeder Sammlung als auch neueste Anschaffungen. So lang die Geschichte des Hauses ist, so bunt präsentiert sich die Auswahl der Exponate: vom ausgestopften Seeadler über ein bemaltes Bett, das in der Eröffnungsausstellung vor 140 Jahren zu sehen war, bis hin zur Meißner Porzellan-Vase. „Ein wirklich seltsames Ding“, führt die Leiterin der Abteilung für angewandte Kunst Petra Šťovíčková an. Die Vase sei zwar verziert, dafür schwer, zerbrechlich und umständlich zu handhaben.
„Die Geschichte einiger Ausstellungsstücke gestaltet sich äußerst kompliziert“, so Křížek. „Das Museum befand sich in der Zwischenkriegszeit finanziell in einer sehr schlechten Situation. Sie führte schließlich zu der absurden Lage, dass einige Bürger eine Lotterie organisierten.“ Wer wollte, konnte ein Los erwerben und mit etwas Glück eines der Exponate gewinnen. „Der größte Albtraum eines jeden Museumsbetreibers“, weiß Křížek. Die ruinöse Aktion wurde in den dreißiger Jahren zwar beendet, dennoch verschwand auf diese Weise so manche Kostbarkeit.
1873 als Kunstgewerbemuseum gegründet, gehört die Institution heute zu den größten in der Tschechischen Republik. Bereits in den ersten Jahren ihres Bestehens wuchs die Sammlung zu einem beträchtlichen Fundus heran. Obwohl den Fokus auf die lokalen Traditionen des nördlichen Böhmens gerichtet, zählten neben Glas und Textilien aus der Region auch Stücke aus dem Nahen und Fernen Osten zum Museumsbestand. Zum Fundus gehören ferner etwa 2.500 Stücke aus dem Nachlass des Sammlers und Kunstmäzens Heinrich von Liebieg (1839–1904), der das Museum mit großzügigen Spenden unterstützte.
Das Nordböhmische Museum 1873–2013. Kunstgewerbemuseum Liberec, geöffnet: täglich außer montags 9 bis 17 Uhr (mittwochs bis 18 Uhr), Eintritt: 50 CZK (ermäßigt 20 CZK), bis 31. Dezember, www.muzeumlb.cz
„Markus von Liberec“
Geheimes oder Geheimnistuerei?