Spurensuche in der Moderne
Ein neuer Kulturpfad verbindet das architektonische Erbe zwischen Jihlava und Wien
5. 2. 2014 - Text: Franziska NeudertText: fn; Foto: Daniel Fišer
Als ein „neues Phänomen im Fremdenverkehr“ bezeichnen die Initiatoren des Kulturpfades „Auf den Spuren der Moderne“ den Besuch von Gebäuden, die mit berühmten Persönlichkeiten verbunden sind. So will die von der EU-geförderte Museumsroute zwischen Südmähren und Österreich nicht nur „Architektur-Touristen“ den Genius loci bedeutender Orte, die das kulturelle Leben während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Grenzregion mitprägten, näherbringen. Entlang des im Dezember eröffneten Pfades können Interessierte die Hinterlassenschaft des gemeinsamen kulturellen Erbes beider Länder erkunden. Auf insgesamt acht Stationen verknüpft die Route, für die es auch eine eigene Handy-App gibt, diverse historische Sammlungen und Sehenswürdigkeiten zwischen Jihlava, Brünn und Wien. Die einzelnen Etappen stellen dabei das Schaffen bedeutender Persönlichkeiten vor, die der Entwicklung der künstlerischen Moderne in der Region entscheidende Impulse gaben. Zugleich erhalten Besucher einen Einblick in das Privatleben der Künstler, die an jenen Orten wirkten.
Dreh- und Angelpunkt des Kulturpfades bildet das Josef-Hoffman-Museum in Brtnice (Pirnitz) in der Böhmisch-Mährischen Höhe. Als Außenstelle des Österreichischen Museums für angewandte Kunst und Gegenwartskunst in Wien sowie der Mährischen Galerie in Brünn ist es gewissermaßen das verbindende Moment zwischen beiden Ländern. In dem Geburtshaus des österreichischen Architekten Josef Hoffmann (1870–1956) können heute das Arbeitszimmer und Zeichnungen des Künstlers besichtigt werden, der 1903 die Wiener Werkstätte mitbegründete.
Meilensteine der Architektur
Etwa 14 Kilometer nördlich von Brtnice befindet sich der Anfang des Kulturpfades: In Jihlava werden Kulturwanderer im Gustav-Mahler-Haus mit Leben und Wirken des böhmisch-österreichischen Komponisten vertraut gemacht.
Die kulturelle Spurensuche führt weiter in Richtung Südosten nach Ivančice in das Geburtshaus von Alfons Mucha. Eine Dauerausstellung in dem ältesten Gebäude am Marktplatz zeigt Malereien und Grafiken des Jugenstilkünstlers, unter anderem Aktstudien, großformatige Skizzen zum Slawischen Epos und Vorlagen der Glasmalereien für die Fenster des Prager Veitdoms.
Im nahen Brünn sind gleich mehrere Elemente des Pfades angesiedelt: die Leoš-Janáček-Gedenkstätte im Haus an der ehemaligen Orgelschule, die von Ludwig Mies van der Rohe entworfene Villa Tugendhat, die 2001 in die Liste der Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen wurde, und das Kabinett Josef Hoffmann im Kunstgewerbemuseum der Mährischen Galerie in Brünn. Hier können sich Besucher neben dem Werk des Designers auch mit Objekten aus der Wiener Werkstätte bekannt machen. Die vierte Brünner Station befindet sich in der Villa des slowakischen Architekten Dušan Jurkovič (1968–1947). Das Bauwerk stellt eines der bedeutendsten architektonischen Denkmäler der Jahrhundertwende dar. Auf beeindruckende Weise gelang es Jurkovič, mit dem Bau Elemente der englischen und Wiener Moderne mit jenen der Volkskunst zu vereinen.
Ein virtuelles Bindeglied der gesamten Route und zugleich deren Endpunkt bildet schließlich das Österreichische Museum für angewandte Kunst und Gegenwartskunst in Wien. Mit der Schausammlung „Wien 1900“ werden hier umwälzende Entwicklungen der mitteleuropäischen Kulturszene zu Beginn des 20. Jahrhunderts beleuchtet.
Informationen unter www.spuren.cz
„Markus von Liberec“
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