Stoisch souveräne Pilsener
Im Spitzenspiel der Synot Liga schlägt Tabellenführer Viktoria Pilsen Meister Sparta Prag und baut seinen Vorsprung aus
5. 11. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: FC Viktoria Plzeň
Es waren letztendlich die eigenen Fans und weniger der Gegner, die das Team des FC Viktoria Pilsen am vergangenen Samstagabend aus dem Rhythmus zu bringen drohten. Einige unbelehrbare Anhänger des Spitzenreiters der Synot Liga zündeten während des Duells mit Meister Sparta Prag immer wieder Rauchbomben.
Die dichten Nebelschwaden in der Pilsener Doosan Arena erzwangen mehrere längere Unterbrechungen, die der angezählte Gegner jedoch nicht zu seinen Gunsten nutzte. Pilsen blieb stets fokussiert und konnte einen ungefährdeten 2:0-Sieg gegen den härtesten Konkurrenten um die Meisterschaft feiern. Nach 13 Spieltagen verbuchen die Westböhmen bereits 32 Punkte, vier mehr als Sparta auf Rang zwei. Von einer Vorentscheidung im Meisterschaftsrennen mochte niemand reden, dennoch scheint eines klar: Pilsen ist nun der große Favorit.
Dies hat vor allem damit zu tun, dass sich das Team von Trainer Miroslav Koubek voll und ganz auf die heimische Liga konzentrieren kann. Die ambitionierten Pilsener scheiterten im vergangenen Sommer in der Qualifikation zum internationalen Wettbewerb schon früh und müssen daher keine Doppelbelastung verarbeiten. Ganz anders sieht es bei Sparta Prag aus. Der Rekordmeister spielt in der Europa League in einer starken Gruppe gegen den SSC Neapel und Young Boys Bern um das Weiterkommen in die K.-o.-Phase und lässt dort viel Energie liegen.
Auch Viktorias Kapitän David Limberský sieht in dieser Situation einen Vorteil. „Wir spielen nicht im Europapokal, und im nationalen Pokalwettbewerb haben wir auch erst ein Spiel absolviert. Unsere Konzentration gilt in diesem Herbst voll und ganz der Meisterschaft“, so der Linksverteidiger. Dennoch fand Limberský die Gründe für den Erfolg vor allem in der eigenen taktischen Stärke, und nicht beim etwas kraft- und ideenlos wirkenden Kontrahenten. „Wir wurden von unserem Trainer sehr gut eingestellt, standen von Beginn an hoch in der Hälfte des Gegners und störten Spartas Spielaufbau somit ungewöhnlich früh.“ In der Tat gingen die Pilsener sehr aggressiv in die Partie. Mit ihrem effektiven und aufwendigen Pressing setzten Limberský und Co. den Spartanern sichtlich zu.
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, woran es gelegen hat. Wir waren eigentlich gut vorbereitet und ich denke nicht, dass es an der hohen Anzahl an bisher absolvierten Spielen lag. Müde waren wir nicht wirklich. Pilsen spielte einfach besser und hat verdient gewonnen“, beurteilte Spartas Flügelstürmer Ladislav Krejčí das Spitzenduell nüchtern. Es ist dem jungen Nationalspieler hoch anzurechnen, dass er keine Ausreden suchte. Auch sein Trainer Vítězslav Lavička wollte die hohe Belastung seines Teams nicht als Grund für die Niederlage nennen. Vielmehr erkannte er in Pilsen einen Widersacher, der „defensiv enorm gut stand“. „Der entscheidende Moment kam eigentlich schon in der zwölften Minute, als Viktoria nach einer Standardsituation sehr früh in Führung ging.“ Nach einem Eckball war es Lukáš Hejda, der am zweiten Pfosten, bedrängt von mehreren Gegenspielern, am höchsten stieg und per Kopf das 1:0 erzielte. Danach stellte Pilsen sein System bereits auf ein effektives Konterspiel um.
Lediglich elf Minuten nach der Führung wurde diese Taktik mit dem 2:0 durch Tomáš Hořava belohnt. Was dann bis zum Schlusspfiff folgte, war ein hart geführter Abnutzungskampf. Spartas gefürchtete Offensive blieb dabei blass. Pilsens Hintermannschaft schirmte Nationalstürmer David Lafata derart gut ab, dass er als wichtige Anspielstation nahe des gegnerischen Strafraums praktisch ausfiel. Das sonst so passgenaue Flügel- und Kombinationsspiel Spartas verfing sich ein ums andere Mal in der dichten Pilsener Abwehr.
„Wer 90 Minuten lang keinen einzigen Schuss direkt aufs Tor bringt, gewinnt nur sehr schwer ein Spiel“, brachte Krejčí die schwache Offensivleistung seines Teams etwas zynisch auf den Punkt. Die vier Punkte Rückstand auf Pilsen will der 22-jährige Shootingstar des tschechischen Nationalteams nicht dramatisieren. „Die Saison ist noch lang. Wir haben noch Zeit, aus unseren Fehlern zu lernen.“ In der Tat stehen noch 17 Spieltage und somit 51 zu vergebende Punkte aus. Wenn sich Pilsens routinierte Mannschaft jedoch weiterhin so stoisch gibt und sich von nichts und niemandem aus dem Rhythmus bringen lässt wie an diesem hitzigen Samstag, dann wird es für Sparta ziemlich schwer, den Titel zu verteidigen.
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