Streit im Stollen

Streit im Stollen

Steinkohle-Gigant OKD setzt Umstrukturierungen in Gang – Gewerkschafter reagieren empört

11. 9. 2013 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: pixelio.de/Dieter Schütz

Es rumort in den Kohleabbaugebieten rund um Ostrava. Der größte tschechische Kohleförderer, die Bergbaufirma OKD, gab Ende August bekannt, dass umfangreiche Umstrukturierungen nötig seien. Diese sollen das Unternehmen in Zeiten der Krise konkurrenzfähig halten.

Zur umfassenden Reorganisation des Unternehmens gehören neben personellen Veränderungen im Management auch die Anpassungen im neuen Tarifvertrag, der nun für die Jahre 2014 bis 2018 ausgehandelt werden soll. Die dort geplanten Veränderungen stießen bei den Gewerkschaften auf resolute Ablehnung.

Laut dem neuen Mediensprecher von OKD Marek Síbrt möchte die Geschäftsführung vor allem die hohen Personalkosten senken. Dabei solle es zu einer völlig neuen Art der Gehaltsstruktur kommen, so Síbrt. Die Tariflöhne würden sich zwar weiterhin auf den zur Zeit bestehenden Bruttolohn von etwa 35.000 Kronen (etwa 1.355 Euro) belaufen. Prämien und Sachbezüge sollen aber beschränkt und dem wirtschaftlichen Erfolg der Firma angepasst werden. Dieser ist allerdings stark rückläufig. Der Mutterkonzern von OKD, das Unternehmen New World Resources (NWR) mit Sitz in Amsterdam, schreibt tiefrote Zahlen. Im laufenden Geschäftsjahr belief sich der Verlust auf 395,7 Millionen Euro (rund 10,2 Milliarden Kronen). 2012 lag das Minus zum gleichen Zeitpunkt noch bei lediglich 35 Millionen Euro (etwa 875 Millionen Kronen).

Laut OKD-Geschäftsführer Ján Fabián betragen die Personalkosten rund 38 Prozent der Aufwendungen. Dies sei viel zu viel. Weitere Einsparungen könnten auch durch die Stilllegung der Mine in Paskov erfolgen. Dort arbeiten zur Zeit 3.000 Arbeiter in den Stollen.
Auf diese Pläne reagierten die Gewerkschafter aus dem mährisch-schlesischen Revier mit Protestankündigungen; zudem wollen sie die Unterzeichnung des Tarifvertrags verweigern. Jaromír Pytlík, Präsident des Verbandes der Bergbau-Gewerkschaften (SHO), gibt sich kämpferisch. „Diese Kürzungen sind völlig inakzeptabel. Real kommen sie einer Gehaltseinbuße von rund 20 Prozent gleich“, so Pytlík.

Fronten verhärten sich
Die Verhandlungen werden diese Woche fortgeführt. Zur Zeit sieht es nicht danach aus, dass sich die Tarifpartner einigen könnten. Für den 17. September ist ein Protestzug durch Ostrava angekündigt. „Wir respektieren das Recht der Gewerkschaften, ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen. Dennoch sind wir der Ansicht, dass noch nicht die ganze Bandbreite der Verhandlungsmöglichkeiten erschöpft wurde. Ich denke, wir können trotz der Komplexität der Materie einen guten Kompromiss für beide Seiten finden“, erklärte Pressesprecher Síbrt am Donnerstag vergangener Woche. Für die Chefetagen von OKD und NWR ist klar, dass der eingeschlagene Kurs im Großen und Ganzen fortgesetzt werden muss, denn „auch wenn es auf dem Steinkohlemarkt derzeit nach einer Stabilisierung der Preise aussieht, so glauben wir dennoch nicht, dass es zu einer Wiederholung der Boomjahre zwischen 2008 und 2011 kommt“, zeigt sich NWR-Vorstands-Vorsitzender Gareth Penny skeptisch.

Darauf konterte Pytlík mit Unverständnis: „Das alles ist töricht. Unter Tage warten 23 Millionen Tonnen Kohle darauf, gefördert zu werden. Der Konzern hat in den vergangenen neun Jahren einen Gewinn von insgesamt rund 2,12 Milliarden Euro gemacht.“ Die Fronten scheinen verhärtet.