Stresstest nicht bestanden

Stresstest nicht bestanden

Nach Ansicht tschechischer Politiker sind die hiesigen Atomkraftwerke dennoch sicher

10. 10. 2012 - Text: Bernd RudolfText: br/čtk; Foto: APZ

„Die tschechischen Atomkraftwerke haben keine ernsthaften Sicherheitsprobleme“, erklärte am Dienstag vergangener Woche der Beauftragte für Energiesicherheit Václav Bartuška. Damit reagierte er auf die Ergebnisse eines europaweiten AKW-Stresstests, der unter anderem auch den tschechischen Kraftwerken Temelín und Dukovany erhebliche Mängel bescheinigte. Nach Aussage von Miloš Štěpanovský, der seit August dieses Jahres die Leitung beider Kernkraftwerke innehat, erfülle Temelín alle gesetzlichen Auflagen, die europäischem Standard entsprechen.

Empört über die „absurden Ergebnisse“ zeigte sich auch Handels- und Industrieminister Martin Kuba (ODS). „Für mich sind die Ergebnisse momentan nicht offiziell. Aber ich kann eindeutig widerlegen, dass tschechische Atomkraftwerke unsicher sind“, so der Minister. Für die Sprecherin des Kraftwerkbetreibers ČEZ, Barbora Půlpánová, liefere der Test keine Neuigkeiten, er zeige lediglich Möglichkeiten auf, die Sicherheit zu verbessern.

Der sogenannte Stresstest, dessen Ergebnisse die EU-Kommission Anfang Oktober veröffentlichte, hatte ergeben, dass bei mehr als 140 Kernkraftwerken mehrere Hundert Schwachstellen vorhanden sind – die meisten davon in Frankreich, Tschechien und der Slowakei. „Generell ist die Situation zufriedenstellend, zufrieden geben sollten wir uns damit aber nicht“, kommentierte Energiekommissar Günther Oettinger den Bericht. Alle beteiligten Behörden müssten darauf hinwirken, dass in jedem einzelnen Kernkraftwerk in Europa die höchsten sicherheitstechnischen Standards eingehalten werden. „Um der Sicherheit unserer Bürger willen“, fügte Oettinger hinzu.

Für den tschechischen Europaabgeordneten Jan Březina (KDU-ČSL) werde der Bericht in Zukunft noch mehr Schikanen seitens der EU-Kommission nach sich ziehen. „Angesichts der Rede Oettingers vor dem EU-Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie ist es wahrscheinlich, dass diese Nachricht der Grund für weitere Kontrollen und Inspektionen in Kraftwerken sein wird“, so der Christdemokrat. Gleichzeitig betonte Březina, dass der Druck der Kommission bei den kritischsten Kraftwerken so stark werden könne, dass diese stillgelegt werden müssen.