Titelverteidiger ohne den langen Blonden
Tschechiens Tennis-Herren treten in Kasachstan zum Davis-Cup-Viertelfinale an – Tomáš Berdych bleibt zu Hause
3. 4. 2013 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: Robbie Mendelson
Tomáš Berdych nimmt nicht am Davis-Cup-Viertelfinale gegen Kasachstan am kommendem Wochenende teil. Seit seiner Niederlage gegen Richard Gasquet im Masters-Series-Turnier in Key Biscayne (USA) Mitte März leidet der Sportler an Ermüdungserscheinungen und sagte seine Teilnahme auch wegen einer schmerzenden Schulter ab. Der amtierende Titelträger wird somit von Oldie Radek Štěpánek (ATP 45) angeführt und mit Ivo Minář (246), Jan Hájek (94) sowie dem erst später in der Woche dazustoßenden Lukáš Rosol (63) ergänzt.
Ob Berdychs Schmerzen in der Schulter tatsächlich derart gravierend sind, bleibt eine offene Frage. Nicht selten schieben Top-Spieler solche Verletzungen vor, um sich eine Pause zu verschaffen. Im Fall „Berdych“ hegt hierzulande jedoch niemand so recht Zweifel. Im Gegenteil, man zeigt sogar Verständnis für den Team-Leader, der vor Key Biscayne sieben Wochen am Stück auf Tour unterwegs war. „Ich war in den USA und habe Tomáš gegen Gasquet spielen sehen. Er hatte wirklich Probleme und ich habe danach mit ihm gesprochen“, so Mannschafts-Kapitän Jaroslav Navrátil. Das Treffen bewirkte, dass die ATP-Nummer Sechs auf eine Reise nach Zentralasien verzichtet und sich stattdessen sorgfältig kuriert. Denn bei einem Sieg möchte man im allfälligen Halbfinale wieder auf einen fitten Berdych zählen können.
Hoffen auf Sand
So kurios es klingen mag: Indirekt stellt die Absage des knapp zwei Meter großen Blondschopfs auch einen Vorteil für das Team von Navrátil dar, denn die Gastgeber aus Kasachstan fürchteten vor allem Berdych und dessen druckvolles Spiel, das gerade auf Turf-Belägen oder Rasen zum Tragen kommt. Deswegen wählten die Kasachen einen Sandplatz als Unterlage aus, in der Hoffnung, dem Top-Spieler und Aufschlag-Spezialisten der Tschechen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ein solcher wird dem Team des erst 28-jährigen Kapitäns Dias Doskarayew von Seiten Berdychs also nicht um die Ohren wehen. Und auch sonst werden die widrigen Bedingungen im Steppenhochland von Astana, wo nicht selten auch im Frühling noch sibirische Sturmböen durch die Straßen fegen, kein Problem darstellen – die Begegnung wird im modernen, überdachten nationalen Tennis-Center durchgeführt. „Der Court ist in überraschend gutem Zustand, aber schon sehr schwer und langsam“, so Jan Hájek, der für das zweite Einzel vorgesehen ist, sofern sich der verspätete Lukáš Rosol nicht rechtzeitig akklimatisieren kann (Rosol kommt aus einem Turnier in der Karibik angereist). „Es könnte unseren Spielern durchaus zugute kommen, dass wir auf der roten Asche spielen“, frohlockt Navrátil. So scheinen sich die Kasachen mit ihrer Platz-Wahl ins eigene Fleisch geschnitten zu haben.
Die Gastgeber aus der ehemaligen sowjetischen Teilrepublik treten ausschließlich mit Spielern jenseits der Top-100 an. Mit Michail Kukuschkin führt die Weltnummer 156 das Team an. Bekanntester Name dürfte allerdings der auf Rang 205 geführte Andrey Golubev sein, der es in seiner Karriere schon auf den 33. Platz geschafft hat. Allerdings liegt das nun schon fast drei Jahre zurück und der Absturz in die Niederungen des Welttennis hält an.
Bemerkenswert ist, dass Golubevs einziger Titelgewinn auf der Profi-Tour am Hamburger Rothenbaum zustande kam: auf Sand.
2010 stieg das Davis-Cup-Team Kasachstans mit einem Sieg gegen die Schweiz völlig überraschend in die Weltgruppe auf. Gleich bei der ersten Partie im Frühling 2011 vermochte man sich in der ersten Runde mit einem 3:2-Sieg für das Viertelfinale zu qualifizieren. Der Gegner: die Tschechische Republik. Damals verlor Berdych gegen Golubev in Ostrava auf einem Hartplatz. Das wird dieses Mal bestimmt nicht mehr vorkommen – das Spitzenduell wird Štěpánek gegen Golubev heißen, und der 34-jährige Routinier aus dem mährischen Karviná ist Tschechiens Davis-Cup-Held schlechthin.
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