Tschechen wollen Vattenfalls Braunkohle
Czech Coal und EPH geben Angebote ab – ČEZ macht Rückzieher
23. 3. 2016 - Text: Ivan DramlitschText: id/čtk; Foto: Z thomas/CC BY 3.0
Das Interesse an der vom Vattenfall-Konzern zum Kauf angebotenen ostdeutschen Braunkohle-Sparte ist übersichtlich. Lediglich zwei tschechische Unternehmen haben vergangene Woche fristgerecht verbindliche Angebote vorgelegt – die Czech Coal Group des Milliardärs Pavel Tykač sowie die Holding EPH, an der die Investmentgruppe PPF beteiligt ist.
Zu Einzelheiten der Angebote machten die Beteiligten keine Angaben. „Wir sind überzeugt, dass unser Angebot eine attraktive Lösung für den Braunkohlesektor in Ostdeutschland darstellt“, ließ EPH-Chef Daniel Křetínský wissen. Die von Vattenfall ursprünglich erhofften 3,5 Milliarden Euro gelten jedenfalls als illusorisch, Beobachter gehen von Summen im niedrigen dreistelligen Millionenbereich aus.
EPH ist bereits auf dem deutschen Energiemarkt aktiv. Das Unternehmen ist Eigentümer der Fördergesellschaft Mibrag und der HSR, die unter anderem das Kraftwerk Buschhaus und den Tagebau Schöningen betreibt. Bei einer eventuellen Akquise der Vattenfall-Braunkohle soll die derzeitige Organisations- und Managementstruktur beibehalten werden. Dass mit Braunkohle derzeit kein schneller Profit erwirtschaftet werden kann, ist EPH-Chef Křetínský klar: „Falls sich die Strompreise nicht wesentlich erholen, wird das Unternehmen in den kommenden Jahren keine Dividenden ausschütten.“
Anders als früher angekündigt reichte der teilstaatliche tschechische Energiekonzern ČEZ kein Angebot ein. Als Grund gab er unter anderem die ungünstige Entwicklung der Strompreise im Großhandel an. Auch die Unsicherheit in Bezug auf einen möglichen deutschen Ausstieg aus dem Kohleabbau habe eine Rolle gespielt. Abgeschlossen ist das Kapitel Lausitzer Braunkohle für ČEZ allerdings nicht. „Wir sind weiterhin bereit, über andere Bedingungen und Varianten des Verkaufs zu verhandeln“, so Unternehmenssprecherin Barbora Půlpánová. ČEZ-Chef Daniel Beneš wurde im Interview mit der Tageszeitung „Hospodářské noviny“ konkreter: Vattenfall müsse sich bewegen und weitere Posten anbieten. „Falls es bei den aktuellen Strompreisen bleibt, hat die Sparte negativen Wert“, so Beneš.
Auch ein weiterer potenzieller Käufer, der deutsche Energieversorger Steag, hat die Angebotsfrist verstreichen lassen. Allerdings brachte das Unternehmen eine neue Variante ins Spiel. Demnach sollen die drei Lausitzer Kraftwerke und vier Tagebaue in eine Stiftung überführt werden. Die erzielten Gewinne sollen in erneuerbare Energien investiert werden und die spätere Abwicklung der Braunkohle finanzieren, ohne die etwa 8.000 Arbeitsplätze zu vernichten. Allerdings ist das Stiftungsmodell noch mit zahlreichen Fragezeichen versehen. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hängt die Tragfähigkeit dieses Modells vor allem von der Laufzeit der Braunkohleförderung ab. Insofern wird vieles sich danach richten, wie das Gesetz zum Kohleausstieg aussehen wird, das Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) noch vor der parlamentarischen Sommerpause vorlegen will.
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