„Eine Besserung ist nicht in Sicht“
Tschechiens Wirtschaft schrumpft seit über einem Jahr – nur Ungarn schlechter
21. 2. 2013 - Text: Ivan DramlitschText: Ivan Dramlitsch; Foto: CC/Briansotherpage
Die tschechische Wirtschaft befindet sich in der längsten Rezession seit 1997. Wie das Tschechische Statistikamt mitteilte, sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2012 im Vergleich zum vorangegangen Jahr um 1,1 Prozent. Insgesamt sank die Wirtschaftsleistung kontinuierlich in allen vier Quartalen des vergangenen Jahres. Beobachter gehen davon aus, dass sich die Rezession fortsetzen wird, eine Besserung sei frühestens ab dem 2. Quartal dieses Jahres zu erwarten. Insgesamt rechnet man für das laufende Jahr bestenfalls mit einer Stagnation.
„Die Wirtschaft schrumpft beziehungsweise stagniert bereits anderthalb Jahre und eine deutliche Verbesserung ist nicht in Sicht“, kommentierte die Zahlen der Chef-Volkswirt von Patria Finance, David Marek. „Die Rezession dauert bereits länger als während der Krise 2008-2009, allerdings ist sie nicht so massiv“, erläuterte Finanzanalytiker Patrik Rožumberský von der UniCredit Bank. Auch wenn die Statistiker bisher keine genauen Zahlen und Angaben zur Struktur des BIP veröffentlicht haben, geht David Marek davon aus, dass die BIP-Geldmenge in 2012 um annähernd 39 Milliarden niedriger war als 2011. Besonders rezessionsgeplagte Branchen waren die Bau- und Landwirtschaft sowie Banken und Versicherungen. Auch die verarbeitende Industrie, vor allem die Fahrzeugproduktion, ist im letzten Quartal 2012 deutlich zurückgegangen. Insbesondere die Baubranche litt unter den rückläufigen Investitionen sowohl des privaten als auch des staatlichen Sektors.
Die tschechischen Wirtschaftsexperten sind sich einig, dass die positive Entwicklung im Außenhandel nicht ausgereicht hat, um die nachlassenden Investitionen der Unternehmen sowie den Rückgang beim Konsum der Privathaushalte auszugleichen. Dieser sank aufgrund der steigenden Arbeitslosigkeit und sinkender Reallöhne. „Falls die Verbraucher aus ihrer Lethargie erwachen und mit ihrem Konsum der Wirtschaft wieder helfen, dann könnte im zweiten Halbjahr die Wirtschaft wieder wachsen“, so die Einschätzung von Michal Kozub, Chefanalytiker bei Home Credit. Allerdings sei keinesfalls mit einem Raketenstart zu rechnen, sondern höchstens mit einem langsamen Anstieg. „Es wird zudem eine Reihe von Bremsfaktoren geben, vor allem die hohe Arbeitslosigkeit wird der Haupt-Negativtrend des Jahres sein“, so Kozub.
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, die ebenfalls ihre BIP-Zahlen für das vergangene Quartal bekanntgaben, steht Tschechien relativ schwach da. Nur Ungarn hatte mit einem zwischenjährlichen Minus von 2,7 Prozent eine schlechtere Bilanz vorzuweisen.
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