Tschechiens Nobelpreis

Tschechiens Nobelpreis

Biochemiker Emil Paleček erhält wichtigsten Wissenschaftspreis des Landes

22. 10. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: ČTK/Vít Šimánek

Emil Paleček ist Tschechiens „Kopf des Jahres“. Der Biochemiker werde mit dem nationalen Wissenschaftspreis „Česká hlava“ („Tschechischer Kopf“) ausgezeichnet, gab Vizepremierminister Pavel Bělobrádek (KDU-ČSL) in der vergangenen Woche bekannt. Der 84-jährige Paleček legte mit seinen Forschungsergebnissen den Grundstein für die Elektrochemie von Nukleinsäuren, die zum Beispiel in der Medizin zum Einsatz kommt. Seine Arbeiten sind in zahlreiche Lehrbücher für Biophysik und Molekularbiologie eingeflossen.

Mit Nukleinsäuren befasst sich Paleček schon mehrere Jahrzehnte. Bereits als Student erforschte er, wie sich Desoxyribonukleinsäure (DNS) in Kontakt mit Elektroden verhält. Er studierte an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Masaryk-Universität Brünn und arbeitet seit 1955 am Biophysikalischen Institut der Akademie der Wissenschaften, außerdem lehrt er an der Brünner Universität. In den sechziger Jahren forschte der Biochemiker in den USA und Anfang der neunziger Jahre einige Monate am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen. Paleček ist Gründungsmitglied der internationalen „Bioelectrochemical Society“ sowie der tschechischen Gelehrtengesellschaft „Učená společnost“. Schon in den Sechzigern erhielt er für seine Arbeiten einen Preis der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften, 1976 einen Staatspreis für seine Arbeiten zu DNS. Weitere Ehrungen folgten 1990 und 2000 durch die Tschechische Akademie der Wissenschaften. Bisher veröffentlichte der Biochemiker mehr als 300 wissenschaftliche Arbeiten. Auch von anderen Forschern wird er häufig zitiert, seine Entdeckungen werden in der Forschung verwendet – auf den großflächigen Einsatz bei der Krebsdiagnose wartet der Biochemiker allerdings bisher noch.

Den mit einer Million Kronen (etwa 36.000 Euro) dotierten Preis verleiht die tschechische Regierung seit 2005 jedes Jahr. Er gilt hierzulande als die höchste Auszeichnung im Bereich Wissenschaft und wird auch als „tschechischer Nobelpreis“ bezeichnet. Das damit verbundene Programm „Česká hlava“ wurde bereits drei Jahre früher eingeführt, um Spitzenleistungen in Wissenschaft und Technik zu befördern.

Diesmal hatte der Wissenschaftsrat unter anderem den plastischen Chirurgen Bohdan Pomahač und den Molekularimmunologen Václav Hořejší nominiert, ebenso den Geochemiker Bedřich Moldan und den Atomchemiker Jaromír Růžička. Die Wahl des Preisträgers, für die der Regierungsrat für Wissenschaft und Forschung zuständig ist, fiel einstimmig auf Paleček, der bereits im vergangenen Jahr vorgeschlagen worden war. Damals hatte die Auszeichnung jedoch der Historiker František Šmahel erhalten.