Über den Tisch gezogen
Handelsinspektion stellt illegale Service-Zuschläge für Touristen fest. Touristenzentrale bemüht sich um Schadensbegrenzung
7. 8. 2014 - Text: Martin NejezchlebaText: Martin Nejezchleba; Foto: APZ
Zahlreiche Reiseführer warnen davor: Touristen-Abzocke in der Goldenen Stadt. Als besonders gefährdet gelten sorglose Taxikunden. Nun weist die Tschechische Handelsinspektion (ČOI) auf betrügerische Praktiken in Restaurants im touristischen Zentrum hin. Bei einer Kontrolle in Gaststätten, Cafés und Bars wurde die Diskriminierung von Ausländern festgestellt. Inspektoren gingen als englischsprachige Kunden getarnt in Lokale rund um den Altstädter Ring oder entlang des Königsweges. In insgesamt acht von 13 Gastronomiebetrieben wurde ihnen ein Service-Zuschlag in Höhe von fünf bis 15 Prozent der Gesamtsumme berechnet.
In Tschechien ist ein solcher Zuschlag nicht üblich, der Gast gibt ein Trinkgeld auf freiwilliger Basis. Laut Gesetz muss der Kunde bei der Bestellung bereits über den Endpreis informiert sein. Als tschechischsprachige Inspektoren die gleichen Lokale aufsuchten, wurde kein Aufpreis verlangt. „Ähnliche unlautere Praktiken gegenüber Touristen beobachten wir seit langem“, sagt Jana Jelinková, Sprecherin der Handelsinspektion. Den „Diskriminierungstest“ habe man in diesem Jahr jedoch zum ersten Mal durchgeführt.
Beim Informationsdienst „Prague City Tourism“ ist man um Schadensbegrenzung bemüht. Nur 13 Kontrollen in vier Monaten habe die Handelsinspektion durchgeführt. „Die Ergebnisse von ČOI haben zwar eine gewisse Aussagekraft, man kann aber nicht den Schluss ziehen, dass so etwas im Großteil der Prager Lokale passiert”, sagt Kateřina Bártová von „Prague City Tourism“. Wie oft Beschwerden bei den Touristeninformationen eingingen? „Etwa einmal die Woche“, so Bártová.
Auch die Leser der „Prager Zeitung“ machen Erfahrungen mit der Abzocke. „Beliebt sind zehn Prozent, die sind schnell errechnet und werden dann unten auf die Rechnung addiert“, schreibt Edgar Schuster auf Facebook. Er rät dazu, vor dem Zahlen den erwarteten Betrag zu überschlagen und bei Unstimmigkeiten das Personal zur Rechenschaft zu ziehen. „Als ich einmal auf diese zehn Prozent hinwies, wurden sie einfach gestrichen“, berichtet Schuster.
Und was rät die Touristenzentrale? „Wir empfehlen die Dienste bewährter Ketten wie „Ambiente“ oder „Potrefená husa“ zu nutzen“, sagt Bártová. Reisende, die vor der Abzocke eine Touristeninformation aufsuchen, weise man auf die Trinkgeldgepflogenheiten hin. Vorsichtig solle man auch in Wechselstuben sein und in den berüchtigten Prager Taxis. Bártová empfiehlt das Abheben am Bankautomaten und sogenannte „Fair Place“-Taxistände. Der orange Daumen auf dem Schild garantiere ehrliche Preise und professionelle Fahrer.
Glaubt man Bártová, dann werden die Service-Zuschläge seltener. Die Konkurrenz werde immer größer und Touristen würden immer öfter auf die Rezensionen in sozialen Netzwerken wie TripAdvisor achten. Schwarze Schafe flögen so auf.
Die Betriebe, bei denen die Inspektoren den illegalen Zuschlag feststellten, müssen nun mit einem Ordnungsverfahren und Bußgeldern rechnen. Nachdem das Verfahren abgeschlossen ist, werde man laut ČOI-Sprecherin Jelínková auch die Namen der Lokale bekanntgeben. Zudem kündigte sie weitere Kontrollen in von Touristen frequentierten Prager Gastronomiebetrieben an.
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