Unethisches oder politisches Statement?
Ein E-Zigaretten-Händler wirbt mit dem leidenschaftlichen Raucher Miloš Zeman
26. 6. 2013 - Text: Nancy WaldmannText: nw/čtk; Foto: V2CIGS
Darf das Bild des Staatsoberhaupts als Werbematerial verwendet werden? Der Händler für elektronische Zigaretten V2CIGS hat den Raucher Miloš Zeman in seine Werbekampagne eingebaut. Egal, wie man die Frage beantwortet: Aufmerksamkeit – die Währung des Marketings – ist der Firma gewiss. So waren auf den Webseiten Fotomontagen mit dem Konterfei des rauchenden Präsidenten zu sehen. Unterlegt wurden sie mit einem Slogan, der auf die Unterschiede zwischen klassischen und elektronischen Zigaretten hinweist. So geht das nicht, befand der Chef des Verbandes der Werbeagenturen Pavel Brabce. Die Kampagne verletze den Ethik-Kodex des Werberates. Der besagt, dass „Träger öffentlicher Autorität nicht für Werbezwecke eingesetzt werden dürfen, selbst wenn sie mit dem bezahlten oder unbezahlten Werbeauftritt einverstanden sind“. Der Werberat selbst hat keinen Anstoß an der V2CIGS-Kampagne genommen. Eine Rüge hätte nur empfehlenden Charakter, denn rechtskräftige Sanktionen kann der Werberat nicht verhängen. „Das ist einfach unzulässig und kläglich“, sagte der Marketingexperte und Pädagoge Jiří Mikeš. Er erinnert an einen ähnlichen Fall, als der frühere Präsident Václav Klaus Ski fahrend in der Werbung auftauchte. Auf die Kritik hin habe die verantwortliche Firma damals die Werbematerialien sofort zurückgezogen.
Zeman keine Autorität
V2CIGS blieb gelassen. Die Fotografien des Präsidenten habe man nur auf den eigenen Webseiten verwendet. Sie seien ein Kommentar zum Zustand der tschechischen Politik, gab die Firma in einer Pressekonferenz am Samstag bekannt. Die Autoritätsperson Zeman habe kein Problem damit, Journalisten zu beleidigen oder Vergewaltigung als evolutionären Vorteil zu bezeichnen, erklärte die Firma in Anspielung auf eine frauenfeindliche Aussage Zemans während des Präsidentschaftswahlkampfs im Januar. Insofern sei die Diskussion über den Ethik-Kodex, der Autoritätspersonen schützen solle, fehl am Platz. V2CIGS verpackte die Pressekonferenz geschickt.
Zigarettenmaskottchen hielten Transparente mit Sprüchen wie: „Už nam to fakt nevoní” („Das juckt uns nicht mehr“) und „Zeman stinkt vom Kopf her“. Zemans Bild verschwand indes von den Seiten der Firma, stattdessen erschienen neue Collagen mit Anspielungen auf die aktuelle Regierungskrise.
Bekenntnis zu Břeclav
Drastische Maßnahmen