„Uns trennt nichts“
Junge Menschen aus Deutschland und Tschechien treffen sich wie vor 20 Jahren in Polička
6. 10. 2016 - Text: PZText: PZ; Foto: Tandem/Eva Kořínková
Dass Jugendliche aus Deutschland und Tschechien gemeinsam diskutieren, ist längst keine Besonderheit mehr. Zu verdanken ist das auch einer Veranstaltung, die vor 20 Jahren im ostböhmischen Ort Polička stattfand. Damals hatten die Dachverbände der Jugendarbeit in beiden Ländern zum ersten deutsch-tschechischen Jugendtreffen eingeladen. Ende September kamen Jugendliche von beiden Seiten erneut in Polička zusammen, um das Jubiläum zu begehen und gemeinsam mit Teilnehmern des ersten Jahrgangs zurückzublicken.
Jakub Skalník war 1996 Bürgermeister von Polička. Mittlerweile ist er Botschafter der Tschechischen Republik in Bosnien und Herzegowina. Das deutsch-tschechische Jugendtreffen leiste seiner Meinung nach damals wie heute einen Beitrag für ein demokratisches Europa.
Ebenfalls schon vor 20 Jahren dabei war Bára Procházková. Damals hatte sie an einem Journalismus-Workshop teilgenommen, nun leitete sie selbst einen – und erinnerte an das Fazit des Jugendtreffens von 1996: Immer wieder von Journalisten gefragt, was die Jugendlichen aus Deutschland und Tschechien trenne, waren diese sich vor 20 Jahren schon einig: „Nichts.“
Jindřich Fryč, Staatssekretär im tschechischen Schulministerium, betonte die tragende Rolle, die dem Thema Jugend auf dem Weg zur Deutsch-Tschechischen Erklärung von 1997 zufiel. Während die Annäherung auf höherer politischer Ebene ins Stocken kam, brachte das Jugendtreffen 1996 unter der Schirmherrschaft der beiden damaligen Staatspräsidenten Roman Herzog und Václav Havel neuen Schwung in den Prozess.
Diesmal diskutierten die Teilnehmer unter anderem darüber, wie man gemeinsam an die Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnern kann und welche Möglichkeiten es gibt, mit Sprachanimation Barrieren abzubauen. „Heute ist der Austausch zwischen den Jugendlichen aus Deutschland und Tschechien kaum noch von politischen Konflikten beeinflusst. Man kann sich wirklich auf die gemeinsame Diskussion konzentrieren“, fasste einer der Teilnehmenden zusammen. Auch nach dem Trennenden fragte jetzt niemand mehr.
Die Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings Lisi Maier betonte, die Jugendarbeit müsse Signale senden, damit keine neuen Grenzen aufgebaut werden. Einig waren sich alle, dass gute Beziehungen zwar gerade Normalität seien, aber weiterhin gepflegt werden müssten; junge Menschen aus beiden Ländern könnten angesichts der aktuellen Lage der EU ein Zeichen für Zusammenarbeit setzen.
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