Untragbare Zustände?
Ombudsfrau verlangt Schließung eines Pflegeheims in Letiny. Betreiber weisen Vorwürfe zurück
5. 3. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Anna Šabatová/VOP
Die tschechische Ombudsfrau Anna Šabatová fordert die Schließung des Sozial- und Gesundheitszentrums Letiny im Kreis Pilsen. Die Zustände in der privaten Einrichtung, in der etwa 260 Patienten mit Demenz, Schizophrenie und anderen Krankheiten betreut werden, seien sehr schlecht, so Šabatová. In den vergangenen zwei Jahren fanden in dem Zentrum zwei Kontrollen statt, bei denen gravierende Mängel festgestellt wurden.
Der Fall in Letiny zeige, dass die Kontrollen der Verwaltung ineffektiv seien, wenn eine Einrichtung weiter betrieben werde, in der derart ernsthafte Verstöße bemerkt worden seien, sagte die Ombudsfrau. Die Prüfer kritisierten zum Beispiel, dass das Personal keine fachliche Qualifikation habe und die Patienten nicht richtig gepflegt würden, manche seien nur mit Windeln oder mit zerschlissener und schmutziger Kleidung durch die Gänge gelaufen. Die Kontrolleure bemerkten außerdem, dass Patienten von Mangelernährung und Dehy-drierung bedroht gewesen seien.
Tagsüber kümmerten sich nur zehn Angestellte um die Kranken, sagte in der vergangenen Woche Adéla Hradilová, die sich in der Kanzlei der Ombudsfrau mit der Einrichtung in Letiny beschäftigt. Zudem hätten manche Mitarbeiter die Patienten beschimpft. Šabatová wirft dem Sozial- und Gesundheitszentrum außerdem schlechte hygienische Bedingungen vor und glaubt, dass die Leiter nicht vorschriftsmäßig mit dem Geld der Klienten umgingen. Dem Gesetz nach müssen den Patienten solcher Einrichtungen mindestens 15 Prozent ihrer Einnahmen verbleiben, und zwar auch wenn die anderen 85 Prozent nicht ausreichen, um die Kosten für Verpflegung und Unterkunft zu begleichen.
Die Leitung der Anstalt bestreitet die Ergebnisse der Prüfungen und will sich gegen eine drohende Schließung wehren. Der Direktor des Zentrums Aleš Patera bezeichnete das Vorgehen der Ombudsfrau als ungerecht und vernichtend. Die Kontrolleure hätten nur mit unvollständigen Informationen gearbeitet und die Ergebnisse seien eine Zusammenfassung von Vermutungen, so Patera. Martin Matoušek, Miteigentümer der Einrichtung, will sich „mit allen verfügbaren juristischen Mitteln“ gegen die Behauptungen der Prüfer wehren. Seinen Angaben zufolge haben innerhalb von vier Tagen bereits 500 Menschen eine Petition für den Erhalt der Einrichtung unterschrieben.
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