Verschenkt und streikbereit
OKD wechselt den Besitzer – Arbeiter hoffen auf Hilfe der Regierung
2. 3. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: OKD
Die letzte Hiobsbotschaft ist noch nicht lange her. Mehr als jeder zweite Mitarbeiter wird in den kommenden zwei Jahren seine Arbeit verlieren, hatte das Bergbauunternehmen OKD erst Anfang Februar angekündigt. In der vergangenen Woche folgte die nächste Schlagzeile. Der Milliardär Zdeněk Bakala steigt aus dem Steinkohlegeschäft aus. Noch unklar ist, ob das eine gute oder schlechte Nachricht für Ostrava und die Region ist.
Der Steinkohleproduzent OKD gehört der Bergbaugesellschaft New World Resources (NWR), die im vergangenen Jahr etwa sechs Milliarden Kronen (223 Millionen Euro) Verlust machte. Mehrheitseigentümer von NWR war bisher die Gruppe CERCL, an der wiederum Bakala die Hälfte der Anteile hält. CERCL habe nun alle ihre Aktien kostenlos abgegeben, erklärte NWR in der vergangenen Woche. Die Gruppe wolle die Neustrukturierung des Unternehmens erleichtern, indem sie die Zahl der Aktionäre senke. Neuer Mehrheitseigentümer von NWR ist mit 60 Prozent Stimmrechten die Ad Hoc Group (AHG), ein Zusammenschluss aus drei britischen Investitionsgesellschaften.
Die Ad Hoc Group kündigte zunächst an, sie wolle OKD weiter unterstützen und mit der Regierung zusammenarbeiten, um den Betrieb zu stabilisieren. Priorität für AHG habe die Stabilisierung der Gesellschaft NWR, erklärte ein Sprecher des neuen Mehrheitseigentümers. „Wenn alle beteiligten Seiten den Restrukturierungsplan mittragen und die Regierung bereit ist, mögliche Hilfen auszuweiten, dann ist AHG unter entsprechenden Bedingungen bereit, weiter zu investieren.“
Laut Finanzminister und Vizepremier Andrej Babiš (ANO) wartet die Regierung jetzt auf einen Vorschlag des neuen Eigentümers. „Für uns hat Priorität, die bedrohten Arbeitsplätze unserer Bergleute zu sichern“, sagte Babiš. Wirtschaftsminister Jan Mládek erklärte über Twitter: Sollte sich bestätigen, dass der bisherige Mehrheitseigentümer seine Aktien „für null Kronen“ übergeben habe, „dann ist das eine interessante Information über den Preis von OKD“.
Gewerkschafter von OKD haben unterdessen einen offenen Brief an Premierminister Bohuslav Sobotka (ČSSD) und die Regierung geschickt, in dem sie verlangen, dass der Staat die Firma sorgfältig kontrolliere, eine Lösung vorlege und intensiv über realistische Varianten für die Angestellten verhandle. „Wir fordern, dass der Staat konkretisiert, wie, wann und in welchem Umfang neue Arbeitsplätze in der Region geschaffen werden, die für alle betroffenen Angestellten geeignet sind und wie der Staat die fehlenden Einnahmen der entlassenen Mitarbeiter von OKD ausgleichen will“, heißt es darin.
OKD ist der einzige Steinkohleproduzent in Tschechien. Wegen der finanziellen Schwierigkeiten will das Unternehmen mehrere Gruben schließen und massiv Personal abbauen. Um ihre Stellen fürchten etwa 12.000 Arbeiter. Seit der vergangenen Woche sind die Beschäftigten in Streikbereitschaft, die sie bis Ende April aufrechterhalten wollen. Die OKD-Führung hofft, sich bis dahin mit den Gewerkschaften zu einigen, wie die Zukunft des Unternehmens aussehen soll.
Bekenntnis zu Břeclav
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