Von Metal bis Brahms
Höhepunkte der Tschechisch-Deutschen Kulturtage
23. 10. 2014 - Text: Peter HuchText: ph/TDKT; Foto: Jaromír Konečný (Brücke/Most)
Nach einem zweiwöchigen Prolog starten die Tschechisch-Deutschen Kulturtage am 23. Oktober in ihre Kernzeit. Zum bereits 16. Mal nehmen die Organisatoren des grenzüberschreitenden Festivals ihr Ziel ins Visier, die beiden Nachbarn einander näherzubringen. Das Programm erstreckt sich über 16 Städte und umfasst mehr als 80 Veranstaltungen an 56 Spielorten.
Neben zahlreichen Klassik-, Pop- und Jazz-Konzerten erhält das interessierte Publikum auch anhand von Ausstellungen, Lesungen, Theateraufführungen, Filmabenden und vielen weiteren Events die Möglichkeit, einen einzigartigen bilateralen Kulturaustausch zu erleben. Bis 9. November geben sowohl etablierte Stars wie Nachwuchskräfte Kostproben ihres Könnens. Thematische Schwerpunkte bilden in diesem Jahr die Geschichte der Tschechoslowakei im 20. Jahrhundert sowie die Region Südmähren. Die „Prager Zeitung“ stellt die Höhepunkte der kommenden ersten Festivalwoche vor.
Klassik-Liebhaber dürfen sich auf eine tschechisch-deutsche Gemeinschaftsarbeit an legendären Prager Spielorten freuen. Der Lübecker Bach-Chor wird sich für zwei Abende mit dem Symphonieorchester des achten Prager Stadtbezirks zusammentun. Eckhard Bürger dirigiert neben Brahms „Ein deutsches Requiem“ Auszüge aus Antonín Dvořáks „Slawische Tänze“. An der Seite der beiden Ensembles treten die Solisten Andreas Scheibner (Bariton) und Ute Selbig (Sopran) auf. Das erste Konzert findet am 24. Oktober um 19 Uhr in der Salvatorkirche nahe der Karlsbrücke, das zweite am 26. Oktober um 18 Uhr im Gemeindehaus am Platz der Republik statt.
Im Dresdner Club Novitatis setzt sich am Sonntagabend des 25. Oktobers die „Bohemian Metal Invasion“ fort. Headbanger dürfen sich auf jeweils zwei Bands aus beiden Ländern freuen, die sie mit Death-Metal in die Zange nehmen. Štáb ZS-CO, Deathstar, Dawn of the Unleashed und Organism zeigen, wie eng die Szenen über die Ländergrenzen hinweg verbunden sind. Auf dem Programm steht harte, schnelle Musik und Texte, die sich in menschlichen Abgründen suhlen. Eine hitzige, laute und bierselige Nacht steht bevor.
Jaromír Konečný gilt als einer der Pioniere des Poetry-Slam. In der Dresdner Brücke-Villa wird er am 26. Oktober ab 19.30 Uhr aus seinem jüngst verfilmten Roman „Doktorspiele“ lesen. Der in München lebende Chemiker ist ein bayrisch-böhmisches Multitalent, das mit seinen Alltagsbetrachtungen Kontroversen provoziert. So untersagten ihm einige Direktoren die Auftritte an ihren Schulen. Ihm sind weder Hip-Hop noch Kalauer fremd. Deutsch lernte er als Autodidakt über Horrorerzählungen – etwas, das sich bis heute auf seine Sprache auswirkt.
Zahlreiche Künstler und Autoren standen während des Ersten Weltkrieges mit patriotischem Eifer für ihre Heimat ein. In ihren Werken verarbeiteten sie Kriegsmotive zumindest anfangs mit viel Enthusiasmus. Das Deutsche Kulturforum östliches Europa sowie der Adalbert Stifter Verein widmen diesem Thema im Dresdner Goethe-Institut die Ausstellung „Musen an die Front! Schriftsteller und Künstler im Dienst der k.u.k. Kriegspropaganda 1914–1919“. Im Fokus stehen vor allem böhmische und mährische Schriftsteller und Künstler. Durch das Mitwirken an der kaiserlichen Staatspropaganda konnten sie dem aktiven Kriegsdienst entgehen. Die Vernissage zu dieser historischen Schau findet am 28. Oktober um 18.30 Uhr statt.
Zum Festivalschwerpunkt „Erster Weltkrieg“ trägt auch ein Vortrag des Historikers Miloš Řezník bei. Der Professor für Europäische Regionalgeschichte beschäftigt sich am 30. Oktober im Dresdner Feldschlösschen-Stammhaus mit der tschechischen Erinnerungskultur zur „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Weitere Informationen unter www.tschechische-kulturtage.de
„Markus von Liberec“
Geheimes oder Geheimnistuerei?