Vorhang auf für Talente

Vorhang auf für Talente

Das Festival „Drehbühne Brno“ bringt deutschsprachiges Theater nach Mähren

15. 4. 2015 - Text: Franziska NeudertText: fn; Foto: Cammerspiele

 

Das internationale studentische Theaterfestival „Drehbühne Brno“ geht in seine achte Runde. Von 22. bis 26. April bringen die Mitglieder der „Gruppe07“ der Brünner Masaryk-Universität Theaterstücke in deutscher Sprache auf die Bühnen ihrer Stadt. Damit wollen sie jungen Menschen ermöglichen, ihre Leidenschaft fürs Schauspiel auszuleben und ihre Erfahrungen miteinander zu teilen. „Gegründet wurde das Festival auch aus dem Wunsch heraus, an die Tradition des deutschsprachigen Theaters und des demokratischen deutschsprachigen Kulturlebens in Brünn vor 1938 anzuschließen“, erklärt Christina Fasching, die „Drehbühne Brno“ seit fünf Jahren leitet. Neben einheimischen Gruppen werden in diesem April studentische Ensembles aus Tschechien, Österreich, Deutschland und erstmalig auch aus Mazedonien auf der Brünner Bühne des Theaters Barka erwartet. Auf dem Spielplan stehen beispielsweise „Die fetten Jahre sind vorbei“, „In Verjandlungen mit Ernst“ und „Die letzten Tage der Menschheit“.

Ins Gespräch kommen
„Uns ist es wichtig, Studenten- und Amateurtheatergruppen anzusprechen. Niemand sollte das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein“, so Fasching. „Es geht uns immer um eine gewisse Vielfalt und auch darum, Gruppen die Teilnahme zu ermöglichen, für die es nicht so einfach ist, herumzureisen.“ Über die Jahre habe sich das Festival so auch zu einer „Talentschmiede“ entwickelt, denn einige ehemalige Teilnehmer seien mittlerweile an Theatern im deutschsprachigen Raum engagiert, wie Fasching sagt.

Bereits seit Jahren als Stammgäste in Brünn vertreten sind die „Cammerspiele“ aus Leipzig und „die bühne“ aus Dresden. Erstmals mit dabei sind dagegen der Grazer Verein für Kultur „uniT“ sowie die „Sprechbühne“ aus Halle. Mit „In Verjandlungen mit Ernst“ präsentiert letztere ein Spiel mit den Texten des Wiener Dichters Ernst Jandl und zeigt, was geschieht, wenn Gedichte plötzlich lebendig werden und mit ihrem Autor spielen, streiten, singen, tanzen, weinen oder lachen. „Als Organisatoren freuen wir uns besonders über die „exotischeren“ Gäste, wie zum Beispiel dieses Jahr aus Mazedonien“, verrät Fasching. Die Theatergruppe „Rückwärts (R)evolution“ aus Skopje thematisert mit „Goethe im Examen“ die Sinnhaftigkeit von Prüfungen. In dem Stück versetzt sich der Geist Goethes in die Rolle eines Studenten vor dem Examen. Obwohl sich die Prüfung auf ihn selbst bezieht, fällt Goethe durch.

In Podiumsdiskussionen nach den Vorstellungen haben Besucher die Gelegenheit, mit den Schauspielern in Kontakt zu kommen. „Dabei können Fragen zur Organisation der Theatergruppe genauso gestellt werden wie künstlerisch-inhaltliche Fragen zur Inszenierung“, so Fasching. Neu hinzu kommt eine Diskussion über das Germanistik-Studium.

Neben klassischem Theater bietet die „Drehbühne Brno“ mit der Vormittagsvorstellung der Wiener Improvisationstheatergruppe „Freilos“ auch ein Programm für Schulen. Es wird ergänzt durch eine Stadtführung und zwei Theater- und Improvisations-Workshops.

Programm der „Drehbühne Brno“

Mittwoch, 22. April
„Luft anhalten“ (Robert Bauer), 18 Uhr, Theater Barka; im Anschluss Podiumsdiskussion

Donnerstag, 23. April
„Goethe im Examen“ (Alfred Polgar, Egon Friedell), 12.30 Uhr, Café Falk
„Die letzten Tage der Menschheit“ (Karl Kraus), 18 Uhr, Theater Barka
„In Verjandlungen mit Ernst“ (Martina Haase), 19.30 Uhr, Theater Barka; im Anschluss Podiumsdiskussion

Freitag, 24. April
„Freilos, das Publikum und der Moment“, Vormittagsvorstellung für Schulen, 11 Uhr, Kulturzentrum Lužánky
„Die fetten Jahre sind vorbei“ (Hans Weingartner, Peter Wagner), 18 Uhr, Theater Barka; im Anschluss Podiumsdiskussion

Samstag, 25. April
„Die (Selbst)Natürlichen“ (Cammerspiele Leipzig), 17.30 Uhr, Theater Barka
„Olois Beitrag“ (Nullsieben Wien), 19.30 Uhr, Theater Barka; im Anschluss Podiumsdiskussion