Wahrheit oder Pflicht
Die Kinos Lucerna und Světozor zeigen Filme des „Queer Film Festival Mezipatra“
7. 11. 2013 - Text: René PfaffText: René Pfaff; Foto: WarnerBros
„Duha nad Brnem“ („Regenbogen über Brünn“): Unter diesem Motto stand im Jahr 2000 die erste Ausgabe des „Czech Gay and Lesbian Film Festival“. Damals startete es mit acht Filmen, und legte seitdem eine rasante Entwicklung hin. 2002 erfolgte ein Teilumzug nach Prag. Die Hauptstadt ist seither neben Brünn einer der beiden Hauptspielorte des Festivals, daneben sind auch noch Kinos in Ostrava und Olomouc beteiligt.
Heute sind bei der zweiwöchigen Filmschau sowohl internationale als auch Beiträge tschechischer Provenienz zu sehen, die sich allesamt mit Gender-, Gay- und Lesbian-Themen beschäftigen – Stoffe aus dem großen Bereich „queer“ eben. 2009 erfolgte daher auch die Namensänderung in „Queer Film Festival Mezipatra“ („Mezipatra“ bedeutet „Zwischengeschoss“). „Queer“ steht für die Überzeugung, dass die tradierten Geschlechterbilder zu eng gefasst sind. Der neue Name entsprach denn auch eher dem Anspruch von „Mezipatra“, kein reines Filmfestival für die LGBT-Gemeinde (Lesbian, Gay, Bisexuals and Transgender) zu sein, sondern einen weitaus breiteren Rahmen abzustecken.
Filme mit LGBT-Inhalt richten sich also auch an ein aufgeschlossenes heterosexuelles Publikum. Ein Ziel, das sich das Organisationsteam von „STUD Brno“, einer Nichtregierungsorganisation für die Belange von Schwulen, Lesben und Transgender-Personen, auf die (Regenbogen-)Fahnen geschrieben hat, ist es, die Akzeptanz ihrer Klientel innerhalb der Gesellschaft zu erhöhen. Und der Erfolg ist augenfällig: Etwa die Hälfte der inzwischen mehr als 10.000 Festivalbesucher pro Jahr ist heterosexuell.
Dieses Jahr steht „Mezipatra“ unter dem Motto „Truth or Dare“ („Wahrheit oder Pflicht“). „Die Frage nach der Wahrhaftigkeit des Gesehenen ist zentral für die Beschäftigung mit dem Medium Film“, sagt Festivalleiter Aleš Rumpel. Damit schlägt er die Brücke zu „Mezipatra“. Fragen nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit seien auch untrennbar mit Debatten über Sexualität verknüpft. Unter diesem recht breit gehaltenen Themenspektrum werden annähernd 90 Filme den Weg in die Tschechische Republik finden: angefangen von Kurzfilmen wie „Mindtease“ aus Kanada, wo im Rahmen einer Striptease-Performance die Frage nach der sexuellen Identität verhandelt wird, über Filmklassiker wie „Dog Day Afternoon“, in dem ein Bankraub zu einer verzweifelten Tour de Force für zwei schwule Gangster gerät, bis hin zu aktuellen Langzeit-Spielfilmen, die im Internationalen Feature-Wettbewerb laufen.
Ergänzt wird das Festival durch eine Vielzahl von Workshops, Diskussionsrunden, Theaterinszenierungen und Partys.
Auf unbestimmte Zeit verschoben
Neue Formen des Unterrichts