Weniger Zulauf
Die Protestwoche gegen die Beteiligung der KSČM in den Kreisregierungen endet in Prag
24. 1. 2013 - Text: Marcus HundtText: mh/čtk; Foto: Museum Brandhorst München
„Die Kommunisten gehören nicht ins 21. Jahrhundert“, rief Organisator Petr Marek den über 200 Demonstranten zu, die am vorigen Samstag auf den Prager Wenzelsplatz gekommen waren. Die Aussage tauchte auch auf einigen Transparenten auf, andere zeigten das durchgestrichene Konterfei der einstigen Sowjetführer Stalin und Breschnew. Der Protest in der Hauptstadt bildete den Höhepunkt einer Aktion, die in den Tagen zuvor in mehreren Städten des Landes den Unmut einiger Bürger zum Ausdruck brachte. Sie wollen noch immer nicht hinnehmen, dass die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens (KSČM) im Oktober 2012 mit rund 20 Prozent der Stimmen ihr bestes Ergebnis bei Regionalwahlen eingefahren hatte und nun an mehreren Kreisregierungen beteiligt ist. In Prag kamen Protestgruppen aus Zlín, Karlovy Vary, Olomouc, Ústí nad Labem und České Budějovice zusammen. Unterschriftenlisten gegen die Ernennung des Kommunisten Oldřich Bubeníček zum Hauptmann des Kreises Ústí nad Labem blieben jedoch nahezu leer. Von der Protestwelle im Herbst ist nur wenig übriggeblieben.
Pro Schwarzenberg
Und dennoch wollen die Organisatoren der Initiative „Bez komunistů“ („Ohne die Kommunisten“) nicht aufgeben. Zum 65. Jahrestag der kommunistischen Machtübernahme in der damaligen Tschechoslowakei am 24. Februar ist eine weitere Kundgebung auf dem Altstädter Ring geplant. Die Aktivisten vereint nicht nur die Abneigung gegen die „Ewiggestrigen“, wie es auf einem Plakat zu lesen war, sondern auch der Wunsch, dass Tschechiens nächster Präsident Karel Schwarzenberg heißt. Einige der Redner auf dem Wenzelsplatz, darunter der einstige Dissident Vladimír Hučín und Schauspieler Ondřej Vetchý, sprachen sich unter dem Beifall der Demonstranten für den adligen Außenminister und langjährigen Vorsitzenden der Internationalen Helsinki-Föderation für Menschenrechte aus. Miloš Zeman sei keine Alternative. Über Lautsprecher ertönten Worte Schwarzenbergs, die das Anliegen der protestierenden Bürger auf den Punkt brachten: „Gegen Unfreiheit und Ideologien muss man ankämpfen.“
Damals und heute
Die Kundgebung fand bewusst am 19. Januar statt. An diesem Tag war im Jahr 1969 der Student Jan Palach an den Folgen schwerer Verbrennungen gestorben. Aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings und gegen das Diktat der Sowjetunion hatte sich Palach selbst angezündet. Am Nachmittag seines Todestages strömten damals an die 200.000 Menschen auf den Wenzelsplatz, um an der Stelle, an der Palach zu Boden gefallen war, Kränze niederzulegen. An die Tat des jungen Studenten erinnerten indirekt nicht nur die 200 KSČM-Gegner, sondern am Sonntag auch ein 36 Jahre alter Mann, der sich an eben jener Stelle selbst anzündete. Polizisten hielten den Nachahmer auf, der mit leichten Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Laut Polizeiangaben wollte sich der Mann nicht das Leben nehmen, sondern ausschließlich an die Tat Palachs erinnern.
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