Wenn die Drohne zweimal klingelt …
Tschechischer Internethändler will Drohnen einsetzen
25. 11. 2016 - Text: Jan NechanickýText: Jan Nechanický; Bild: APZ
So etwa hat man sich um 1900 die Zukunft vorgestellt: Die Postkarten des französischen Malers Jean-Marc Côté verraten beeindruckende Visionen: ein Roboterorchester, motorisierte Rollschuhe oder einen fliegenden Postboten. Dass man solche Ideen verwirklichen könnte, haben nur wenige geglaubt. Zwar erhält man schon seit Langem Briefe per Luftpost, sie funktioniert allerdings anders, als sich das der Maler vorgestellt hatte. Zumindest war dem bis vor Kurzem so.
Nun will sich ein tschechisches Unternehmen Côtés Traum von der Luftpost nähern. Nachdem Amazon, DHL und die Schweizer Post im Sommer erfolgreich Tests durchführten, will auch der Internethändler Mall.cz fliegende Postboten einsetzen. Diese sehen zwar ein bisschen anders aus als auf Côtés Bild – sie sind deutlich kleiner und haben keine Flügel, sondern Propeller –, die Idee ist aber ähnlich: Die bestellte Ware soll auf dem Luftweg bis ans Fenster geliefert werden.
Bevor aber die Postboten die gekaufte Ware zustellen können, muss das Amt für zivile Luftverkehrsaufsicht sicher sein, dass das neue Handy oder die neue elektrische Zahnbürste niemandem auf den Kopf fallen. Ein Gesetz, das Logistikdrohnen erlaubt, ist noch nicht in Sicht.
Dennoch konnte man am Dienstag die ersten Testflüge auf der Internetseite von Mall.cz live anschauen. Wer sich darauf gefreut hat zu sehen, wie die Drohne einen Kühlschrank ins zehnte Stockwerk eines Prager Plattenbaus liefert, war enttäuscht. Die fliegenden Postboten sollen künftig lediglich Lieferungen von bis zu zwei Kilogramm zustellen. Diese machen weltweit bei Internethändlern etwa 80 Prozent des Umsatzes aus. Wenn alles gut läuft, können sich Kunden in Zukunft auf einen besseren Service freuen. Die neuen Postboten sind viel schneller und effektiver. Côtés Postmann gegenüber haben sie vor allem einen entscheidenden Vorteil: Man muss ihnen kein Gehalt zahlen.
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