Wer anderen einen Tunnel gräbt…
1,5 Milliarden Schulden: Prag hat Schwierigkeiten, die Bauarbeiten am Tunnel Blanka zu bezahlen
6. 2. 2013 - Text: Martin NejezchlebaText: mn/čtk; Foto: Honza Groh
Seit Mai 2012 hat die Stadt Prag keinen Heller an die Tunnelbauer der Firma Metrostav überwiesen. Das wurde vergangene Woche während einer Diskussion im Stadtrat bekannt. 1,5 Milliarden Kronen (etwa 58,5 Millionen Euro) schulde der Magistrat dem Bauunternehmen für die Arbeiten am Tunnelkomplex Blanka. Nachdem Medien auf das Milliardenloch aufmerksam gemacht hatten, erklärte Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda (ODS), zunächst 300 Millionen Kronen (rund 11,7 Millionen Euro) an Metrostav auszubezahlen. Weitere fällige Rechnungen würden einer Kontrolle unterzogen. Innerhalb von sechs Monaten wolle man dann laut Svoboda entscheiden, ob die Rechnungen über zusätzlich angefallene Arbeiten gerechtfertigt sind.
Der Blanka-Tunnel ist Teil des inneren Stadtrings. Seit Baubeginn 2007 begleiten die Arbeiten Korruptionsverdacht und Skandale. Die vormalige Stadtregierung unter Pavel Bém (ODS) kündigte Baukosten von 28 Milliarden Kronen (etwa 1,1 Milliarden Euro) an. Anfang 2011 wurde klar, dass die Kosten um 10 Milliarden steigen. Svoboda hatte daraufhin Kürzungen angeordnet. Während der Bauarbeiten stürzte zweimal der Boden in Parkanlagen ein, ein Baggerfahrer war nach einem weiteren Einsturz für Stunden im Tunnel gefangen. Ursprünglich war die Eröffnung des mit 6,4 Kilometer längsten Stadttunnels Europas auf November 2011 angesetzt. Heute rechnet man mit Frühjahr 2014.
Wegen der städtischen Schulden warnt nun die oppositionelle ČSSD vor weiteren Verzögerungen, sollte Metrostav die Bauarbeiten einstellen. Svoboda erklärt die verspäteten Zahlungen mit Rechnungsprüfungen, die einen weiteren Kostenanstieg verhindern sollen. Eine Studie des Prüfungsunternehmens White and Case weise darauf hin, dass das Bauunternehmen möglicherweise den Preis über ungerechtfertigte Mehrarbeiten nach oben zu treiben versuche. Dennoch wollte die Stadt Metrostav einen Vorschuss von 2,5 Milliarden Kronen für die Arbeiten gewähren. Dieser wurde im Stadtrat abgelehnt. Der Oberbürgermeister sei überfordert, stichelte Karel Březina von der ČSSD. Svoboda schoss zurück: Im Gegensatz zur vorangegangenen Regierung unter Beteiligung der Sozialdemokraten versuche er den Preis des Tunnel-Projekts zu senken.
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