Trinken verboten

Trinken verboten

Die Stadt Prag will Alkohol aus der Öffentlichkeit weitgehend verbannen – und selbst das Mitführen von offenen Bierflaschen unter Strafe stellen

11. 11. 2017 - Text: Marcus Hundt, Foto: Sascha Kohlmann, CC BY-SA 2.0

Manche sagen „Gehbier“ dazu, andere „Fußpils“ oder „Wegbier“. Egal, wie man es nennen will: In deutschen Großstädten empfinden vor allem junge Leute die öffentlich mitgeführte Bierflasche als vollkommen normal. Und Städte wie Berlin, Hamburg oder Dresden stören sich wenig am Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit. Auch in Wien, Bern oder Lissabon ist das Trinken von Alkohol auf der Straße kein Problem.

In Prag sieht das anders aus. Schon vor vier Jahren hatten die Stadtverordneten das Trinken von Alkohol an über 800 Orten verboten. Wer dort von der Stadtpolizei (Městská policie) erwischt wird, muss mit einer Strafe von 1000 Kronen – umgerechnet etwa 40 Euro – rechnen.

Die entsprechenden Plätze, Straßen und Parkanlagen hat die Stadt Prag zwar auf ihrer Internetseite veröffentlicht (hier geht’s zur Übersicht). Trotzdem wissen nur wenige, dass sie weder am Wenzelsplatz (Václavské náměstí) noch auf dem Laurenziberg (Petřín), der Schützeninsel (Střelecký ostrov) oder am Platz Jiřího z Poděbrad eine Flasche Bier öffnen dürfen. Auf dem Vyšehrad, im Rieger-Park (Riegrovy sady) oder auf dem Veitsberg (Vítkov) hingegen schon.

Für mehr Klarheit will nun die Stadtverwaltung sorgen. Sie will das bestehende Gesetz verschärfen und die Straßen im historischen Zentrum – also die Altstadt, die Kleinseite, Josefov, den Hradschin, den Vyšehrad und bestimmte Bereiche der Neustadt, von Holešovice, Podolí und Smíchov – zur „alkoholfreien Zone“ erklären. Und möglicherweise sogar noch darüber hinaus. Aller Voraussicht soll das Verbot schon Anfang 2018 verabschiedet und das „Gehbier“ in Prag damit zur Ordnungswidrigkeit werden.

Ist bisher nur das Trinken in der Öffentlichkeit untersagt, werden laut Novelle künftig auch Fußgänger bestraft, die eine geöffnete Flasche mit Alkohol bei sich tragen. „Die Bestimmung soll dadurch vereinfacht und effektiver werden“, meint der Pressesprecher der Stadt.

Vor allem der erste Stadtbezirk hat sich für die Novelle eingesetzt. Angeblich wegen der „lauten Touristen“, die in Prag – salopp formuliert – die Sau rauslassen wollen und dabei keine Rücksicht auf die Anwohner nehmen.

Jakub Michálek, der für die Piratenpartei im Stadtparlament sitzt, kann darüber nur den Kopf schütteln. Lärm auf den Straßen würde es auch mit diesem „extremistischen Beschluss“ geben, denn die Krawallmacher betränken sich in den Kneipen und nicht auf der Straße, findet der Stadtpirat. Gegenüber der Nachrichtenagentur ČTK meinte er: „Oberbürgermeisterin Krnáčová versteht offenbar nicht, dass das Stadtzentrum nicht nur für reiche Touristen da ist, die dort Restaurants und Bars aufsuchen. Es geht doch auch um die Prager, die sich ab und zu mit ihren Freunden im Park oder am Moldau-Ufer treffen wollen.“