Wie Olmützer Quargel
Eine Bilanz der U21-EM aus deutscher Sicht
1. 7. 2015 - Text: Klaus HanischText: Klaus Hanisch; Foto: Mariliese/pixelio.de
Noch in der gleichen Nacht nahm sich Horst Hrubesch seinen Weltmeister zur Brust. „Einige müssen sich hinterfragen, ob sie in der Vorbereitung auf ein Halbfinale professionell genug waren“, erklärte Matthias Ginter nach Spielende. Eine Aussage, die seiner grenzenlosen Enttäuschung geschuldet gewesen sei, beschwichtigte Trainer Hrubesch einen Tag später. Doch der Vorgang bewies: In dieser deutschen U21 passte vieles nicht bei dieser EM.
Die Mannschaft sei in ihrer Entwicklung weiter als sein EM-Siegerteam 2009, mutmaßte Hrubesch zuvor. „Wir haben als Team versagt und uns abschlachten lassen“, bilanzierte Marc-André ter Stegen nach dem 0:5 gegen Portugal, der höchsten Niederlage einer deutschen U21 in der Länderspielgeschichte. „Selbst in dieser Höhe verdient und eine ganz bittere Lehrstunde“, so DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der erstmals zu einem EM-Spiel nach Tschechien angereist war.
Emre Can sah sich in kleiner Presserunde während der Woche als ein „Typ Anführer und bereit, Verantwortung zu übernehmen“. Doch gegen Portugal schleppte sich der designierte A-Nationalspieler übers Feld wie ein Sack Kartoffeln. „Vielleicht wurde ich zuletzt zu viel gelobt und dachte schon, ich bin der Größte“, gab sich Can danach immerhin selbstkritisch.
„Das Positive der letzten beiden Jahre überwiegt“, fasste Hrubesch selbst in bitterer Stunde die Leistungen seines Kaders zusammen. Gleichwohl erinnerte dessen Abschneiden bei dieser EM stark an einen Olmützer Quargel.
Wie er hatte das Spiel der Deutschen anfangs gegen unterschätzte Serben eine krümelige Konsistenz, wandelte sich aber im Verlauf einer sehr kurzen Reifung gegen die Dänen, dem einzigen Sieg in vier EM-Partien, und entwickelte dabei den würzigen Geschmack eines Titelkandidaten. Doch gegen druckvollere Tschechen und haushoch überlegene Portugiesen veränderte sich die Farbe von Weiß in einen durchscheinend gelblichen Ton.
Am Ende bleibt eben „nur“ ein pikanter bis kräftiger Sauerkäse, wenn auch mit intensivem Aroma. Dies deshalb, weil man erstmals seit 1988 wieder an Olympischen Spielen teilnehmen darf. Quargel ist nicht sehr lange haltbar. „Wer aus dieser Mannschaft ist schon noch in Rio dabei?“, fragte Torhüter ter Stegen direkt nach dem Schlusspfiff in Olmütz rhetorisch. Sicher nur, so der Stand heute: Trainer Horst Hrubesch.
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