Zeman der Woche: Schweigen ist Präsident
8. 6. 2016 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: APZ
Ein Präsidentschaftskandidat sollte sich nicht nur alle fünf Jahre mal zu Wort melden. Das sagte Miloš Zeman in der vergangenen Woche und reagierte damit auf die Ankündigung des tschechisch-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers Jan Švejnar, er werde den Amtsinhaber herausfordern, falls „die Wende Richtung Osten fortgesetzt wird und demokratische Prinzipien in Zweifel gezogen werden“. Der 1952 in Prag geborene Švejnar war 1970 in die USA emigriert. Eine Zeit lang war er ökonomischer Berater von Präsident Havel. Als Präsidentschaftskandidat ist er bereits 2008 in Erscheinung getreten, als er gegen den damaligen Amtsinhaber Václav Klaus im dritten Wahlgang knapp verlor. Zeman erklärte nun, er halte Švejnar für einen „sympathischen amerikanischen Ökonomen“.
Aber wer Präsident werden wolle, der müsse „den Mut haben, in diesem Land zu leben“ und sich regelmäßig zu Problemen der Innen- und Außenpolitik äußern. Wie das geht, machte Zeman noch am selben Tag vor. Zum Schutz der Grenze sollte notfalls auch die Feuerwehr eingesetzt werden, meinte der Präsident. Und sein Sprecher twitterte hinterher: Ungarn habe Wasserwerfer gegen Flüchtlinge eingesetzt. „Unsere Sicherheitskräfte haben davon nicht genug. Bei einem Ansturm von Migranten ist es nötig, auch die Feuerwehr einzusetzen.“ Da hat Zeman wohl in zwei Punkten recht. Erstens: Man muss wirklich Mut haben, um in diesem Land zu leben. Und zweitens wäre es tatsächlich besser, wenn sich ein Kandidat öfter äußern würde – aber nur, wenn dafür der Amtsinhaber samt seinem Sprecher ihre Gedanken ab und zu mal für sich behalten.
„Wie 1938“
„Unterdurchschnittlich regiert“