Zinsen auf Rekordtief
Günstige Hypotheken sind momentan sehr gefragt. Allerdings mit geringer Darlehenshöhe
29. 5. 2013 - Text: Ivan DramlitschText: id/čtk; Foto: R. Sturm
Die Finanzierung des Eigenheims über ein Hypothekendarlehen ist in Tschechien so günstig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Der durchschnittliche Zinssatz sank im April auf 3,08 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit 2003, als mit der systematischen Erfassung des Zinsindexes begonnen wurde. Bei bestimmten Darlehensprodukten, beispielsweise bei drei- oder fünfjährigen Festhypotheken, werden sogar Zinssätze von deutlich unter drei Prozent angeboten.
Grund für den momentanen Tiefstand sind Frühjahrsaktionen zahlreicher Banken, die sich bemühen, mit attraktiven Konditionen neue Kunden zu gewinnen und bestehende an sich zu binden. Gerade letzteres Kundensegment ist bei den Geldhäusern besonders umkämpft: Nach Schätzungen von Branchenexperten endet dieses Jahr für rund 100.000 Bankkunden die Festhypothek. Das eröffnet ihnen die Möglichkeit, mit ihrer Hypothek sanktionsfrei zu einer anderen Bank zu wechseln, die bessere Konditionen anbietet.
„Die niedrigen Anschaffungskosten sowie die moderaten Inflationsaussichten und die relative Sicherheit, dass in naher Zukunft nicht mit einer restriktiven Geldpolitik zu rechnen ist, sind die Voraussetzungen der momentan niedrigen Zinssätze bei Hypothekendarlehen“, kommentierte Josef Rajdl, Chefvolkswirt des Finanzberatungsunternehmens Fincentrum, die Situation gegenüber dem Nachrichtenserver „idnes.cz“. Die Banken verfügten zwar über einen Geldüberschuss, haben aber gleichzeitig angesichts der geringen Erträge von Staatsanleihen und der allgemeinen Zurückhaltung am Markt wenige Alternativen, diese Geldmittel ertragreich einzusetzen. Hypothekendarlehen seien aus dieser Sicht eine der wenigen relativ sicheren Alternativen. „Kein Wunder, dass sich vor allem große Banken um die Kunden reißen, für sie ist jede Gelegenheit zur Allokation dieser Ressourcen trotz sinkender Marge willkommen“, so Rajdl.
Experten uneinig
Die Wende auf dem Markt brachte das rapide Sinken des Zinssatzes bei den hundertprozentigen Hypothekendarlehen. Den Anfang machte die „Hypoteční banka“, die den Zinssatz für diesen Darlehenstyp Ende Januar stark senkte und die Konkurrenz in Zugzwang brachte. Während der entsprechende Zinssatz Ende 2012 noch bei rund 4,8 Prozent lag, bewegt er sich mittlerweile bei 4,3 Prozent. Der eindeutige Trend nach unten gilt dabei allerdings vornehmlich für Hypothekendarlehen mit einem Fixzins. Bei den variablen Hypotheken ist das Bild nicht mehr so eindeutig. Hier stiegen die Zinsen bei einigen Geldinstituten sogar. Ob die niedrigen Zinsen noch weiter sinken werden, darüber herrscht unter den Experten keine Einigkeit. „Bisher sieht es so aus, dass der leichte Abwärtstrend bei den Fix-Zinssätzen auch in den kommenden Monaten anhält und später im Jahr ein Tiefpunkt erreicht wird“, so Jiří Hlinka, Marketingchef beim Finanzdienstleister „Gepard Finance“.
Demgegenüber sieht Lucie Drásalová, Hypothekenspezialistin beim Finanzberater „Partners“, die Talsohle bereits erreicht. Sie rechnet mit einem Wiederanstieg der Zinssätze innerhalb der nächsten Wochen. Ähnlicher Ansicht ist auch Monika Klucová, Sprecherin der „Komerční banka“: „Die Zinsen bewegen sich schon seit Monaten auf historischen Tiefstständen. Langfristig erwarten wir einen Wiederanstieg der Sätze“, sagte sie gegenüber „idnes.cz“.
Die günstigen Konditionen stoßen bei den Kunden auf Resonanz. Allein im April dieses Jahres wurden 7.514 Verträge über Hypothekendarlehen abgeschlossen, womit der Rekordwert vom Dezember 2012 (7.637) nur knapp verfehlt wurde. Allerdings sind die Darlehenshöhen deutlich gesunken. Die durchschnittliche Kredithöhe lag im April bei 1,58 Millionen Kronen (etwa 61.000 Euro). So niedrig war der Wert zuletzt 2006. (id/čtk)
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