Žižkov in Not
Bei Fußball-Zweitligist FK Viktoria Žižkov erhielten Spieler und Betreuer monatelang keinen Lohn
30. 4. 2015 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Bild: FK Viktoria Žižkov
Der Fußball-Verein FK Viktoria Žižkov aus dem ehemaligen Arbeiterviertel östlich der Prager Innenstadt gerät einmal mehr in die Negativschlagzeilen. Nachdem der Klub in den vergangenen 15 Jahren unter anderem mit Bestechungsskandalen und dubiosen Geschäftsführern von sich reden machte, bedrohen nun finanzielle Nöte die Existenz des Zweitligisten. Bekannt wurden die Engpässe, als die Profis der ersten Mannschaft Mitte April einen Spielboykott in Erwägung zogen.
Das Wochenmagazin „Týden“ zitierte damals anonym einen Spieler, laut dem die Mannschaft genug habe von den leeren Versprechungen des Klubvorsitzenden Luděk Vinš. Man warte seit über vier Monaten auf die Löhne. Von diesem Missstand seien jedoch nicht nur die Spieler, sondern auch der Betreuerstab sowie weitere Angestellte des Vereins betroffen.
Außerdem soll Viktoria mit der Stadionmiete in Rückstand sein. Die Pressestelle des Klubs ging seither auf Tauchstation und schwieg zu diesem Thema, ehe Vinš dem Fachmagazin „Sport“ Mitte vergangener Woche ein Exklusiv-Interview gewährte. Darin versprach der seit 2009 als Vorsitzender amtierende Vinš, mit Investoren an der Lösung des Problems zu arbeiten. Vor allem die hohe Miete der Spielstätte an der Seifert-Straße kann Viktoria offenbar nicht bezahlen. Bisher habe der Klub dem Besitzer, dem dritten Stadtbezirk, jedes Jahr einen symbolischen Betrag von einer Krone bezahlt. Nun müsse er über 1,2 Millionen Kronen (rund 45.000 Euro) dafür aufwenden. Das sei für einen Verein mit einem Jahresbudget zwischen 20 und 30 Millionen Kronen sehr viel Geld, so Vinš.
Viktoria Žižkov kämpft seit 2010 in einem laufenden Gerichtsverfahren mit Baník Ostrava immer wieder mit Geldproblemen, potente Investoren fehlen. Den Spielboykott konnte Vinš dann doch abwenden. Nach einer außerordentlichen Sitzung mit Vertretern des Teams und dem Trainerstab konnte der Klubchef wohl Garantien vorlegen, die eine schrittweise erfolgende Auszahlung der Fehlbeträge ermöglichen. „Bis Ende der Saison ist der Spielbetrieb nicht mehr in Gefahr“, so Vinš gegenüber „Sport“.
Nach dem abgewendeten Boykott besiegten die Rot-Weißen am 19. April den FC Baník Most mit 3:1, womit sie auf Rang drei der Tabelle vorrückten und wieder vom Aufstieg träumen durften. Vergangenen Samstag folgte dann eine 0:1-Niederlage gegen den 1. SC Znojmo. Sechs Spieltage vor dem Saisonende beträgt der Rückstand auf einen Aufstiegsplatz sechs Zähler. Die Berg- und Talfahrt des Traditionsvereins dauert an.
„So schlimm war`s nicht“
Die Messi-Show