Zurück auf dem Thron
Fußball-Rekordmeister Sparta Prag feiert bereits drei Spieltage vor Saisonende die Meisterschaft
7. 5. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: AC Sparta Praha
Endlich ist der Normalzustand wieder hergestellt, zumindest im ambitionierten Weltbild des erfolgsverwöhnten Traditionsvereins AC Sparta Prag. Die Rot-Blau-Gelben vom Letná-Hügel sicherten sich dank der Unterstützung des FK Jablonec zum 36. Mal die Meisterschaft. Zwar verlor das Team von Trainer Vítězslav Lavička am vergangenen Samstag mit 1:3 gegen den FK Teplice, doch da der hartnäckigste Verfolger FC Viktoria Pilsen einen Tag später in Jablonec nur 2:2-Unentschieden spielte, konnte der Rekordmeister bereits nach 27 von 30 Spieltagen den Titel feiern.
Der Meister der Vorsaison liegt neun Punkte hinter den Hauptstädtern und könnte in der Tabelle rein theoretisch noch aufschließen. Da in Tschechiens Gambrinus-Liga jedoch bei Punktegleichstand die Resultate aus den Direktbegegnungen (0:0 und 1:0) und nicht das Torverhältnis entscheiden, sind die Würfel gefallen – und das kurioserweise nach der ersten Saisonniederlage Spartas überhaupt.
Es war ein seltsames Wochenende. Sparta fuhr mit Tausenden von Fans nach Teplice, um mit einem Sieg auf dem Rasen den Meisterpokal in Empfang zu nehmen. Allerdings wollten die starken Nordböhmen, die noch um die Teilnahme im Europapokal kämpfen, den Regieanweisungen aus der Hauptstadt nicht folgen. Vielleicht war es auch die Nervosität eines insgesamt jungen Sparta-Teams, in dem so manch Leistungsträger das Gefühl eines Titelgewinns noch nicht kannte.
„Für mich ist es der erste Titel. Besser wäre es natürlich gewesen, ihn am Samstag in Teplice zu gewinnen als vor dem Fernseher am Sonntagabend. Aber ich denke, bereits in ein paar Tagen wird mir das ziemlich egal sein“, gestand ein gelöster Bořek Dočkal gegenüber dem Tschechischen Fernsehen. Der 25-jährige Flügelstürmer steht exemplarisch für den starken, aber – abgesehen von Marek Matějovský und David Lafata – nicht allzu routinierten Kader des neuen Meisters. Dočkal stieß erst zu Beginn der Saison von Rosenborg Trondheim zu Sparta und brauchte ziemlich lange, bis er die in ihn gesetzten Hoffnungen auch erfüllen konnte. Dem schlaksigen Nationalspieler gelangen zwar nur zwei Tore, doch 18 Vorlagen sprechen letztendlich eine deutliche Sprache.
Gefährliche Flügelzange
Jungstar Ladislav Krejčí konnte die starken Leistungen seiner ersten Profi-Saison eindrucksvoll bestätigen. Mit sieben Toren und fünf Vorlagen hat der 21-Jährige maßgeblichen Anteil am Titelgewinn. Mit Dočkal bildete er die beste Flügelzange der Liga, die den beiden zentralen Offensivkräften Josef Hušbauer und David Lafata die Sparta-Doppelführung in der Torschützenliste (15 und 14 Tore) bescherte.
„Ich bin glücklich, den Traum aller Spartaner erfüllt zu haben“, gab Coach Lavička erleichtert zu Protokoll. Der 51-Jährige trainiert Sparta zum insgesamt dritten Mal nach kurzen Interimseinsätzen in den Jahren 2002 und 2008. Nun ist er die zweite Saison im Amt und holte den Meisterpokal nach drei zweiten Plätzen in Folge wieder zurück in die Generali-Arena. Dem Selbstverständnis Spartas entsprechend wäre ein neuerliches Scheitern wohl auch dem Trainer angekreidet worden. Dieser kann nun umso gestärkter verkünden, dass der Titel nicht das Ende der Entwicklung, sondern nur eine Zwischenstation sei. „Das ist eine Mannschaft, die noch viel mehr erreichen kann“, versprach Lavička.
Natürlich schaut der Trainer dabei genauso wie die erfolgshungrigen Spieler und das fordernde Umfeld aus Management und Fans auf die Champions League. Zum letzten Mal lief Sparta Prag in der Spielzeit 2005/06 in der Königsklasse des europäischen Fußballs auf. Davor war man ein knappes Jahrzehnt dabei – zuweilen auch recht erfolgreich. In der Zwischenzeit sorgte der neue Erzrivale Viktoria Pilsen in der Champions League für Furore. Neidisch schaute man in den vergangenen Jahren in den westlichen Landesteil. Den Tiefpunkt auf internationaler Ebene erlebte Sparta im vorigen Sommer, als man in der Qualifikation zur Europa League völlig überraschend gegen den schwedischen Außenseiter BK Häcken ausschied.
Nächste Station: Pokalfinale
Um das schwierige Ziel Champions League zu erreichen, will der Verein die wichtigsten Spieler unbedingt halten. Manch einer könnte den Verlockungen des Geldes erliegen und ins Ausland abwandern. So wird Stammtorhüter und Nationalspieler Tomáš Vaclík bereits mit dem FC Basel in Verbindung gebracht.
In der Champions-League-Qualifikation muss Sparta schon in der zweiten Runde antreten. Sollte man diese Hürde Mitte Juli meistern, folgen noch die dritte Runde sowie die Play-offs, bevor man in die Gruppenphase einziehen könnte. Dem tschechischen Meister steht also ein langer und vor allem steiniger Weg in den europäischen Fußball-Olymp bevor. Zunächst gilt die Konzentration jedoch einem anderen Ziel. Denn Sparta steht im Pokalfinale. Im Stadion des Stadtrivalen Slavia will der Meister am 17. Mai die Saison mit dem Double krönen. Der Verein, den es zu besiegen gilt, ist einer, den Sparta aus den Titelkämpfen der Vorjahre nur allzu gut kennt: Viktoria Pilsen.
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