Zwischen Frust und Freude
Frankfurts Tscheche Václav Kadlec steht sowohl im Kader der A-Nationalelf als auch der U21-Auswahl
11. 6. 2015 - Text: Klaus HanischText: Klaus Hanisch; Foto: Eintracht Frankfurt
Václav Kadlec geht in die Verlängerung. Seine Saison hat sogar eine doppelte Nachspielzeit. Zunächst soll er für die A-Nationalelf im EM-Qualifikationsspiel am 12. Juni in Island spielen. Gleich danach wechselt der 23-Jährige in den Kader der tschechischen U21-Auswahl, die bei der am 17. Juni beginnenden EM im eigenen Land auch auf Deutschland trifft.
Stressige Tage also für den Stürmer von Eintracht Frankfurt, der zuletzt an Sparta ausgeliehen war. Auch ein Trost, weil er trotz guter Leistungen mit den Pragern am Saisonende ohne Titel blieb. Vor allem jedoch Ablenkung, denn im Augenblick ist völlig offen, wo und wie es mit ihm danach weitergeht. Kadlec zwischen Frust und Freude.
Mitte April schien für Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner völlig klar, dass der tschechische Nationalspieler seinen bis 2017 laufenden Vertrag erfüllen wird. „Die Leihe hat Sinn ergeben. Kadlec konnte sein Potential sofort abrufen. Mit seinen Leistungen in Prag bestätigt er unsere Planspiele“, so Hübner.
Doch Kadlec will wohl nicht mehr zurück. Fast zeitgleich beklagte er sich nämlich über mangelnde Perspektiven und fühlte sich vom Verein im Stich gelassen. „Aus irgendeinem Grund habe ich bei der Eintracht keine großen Sympathien“, erklärte der Nationalspieler im tschechischen Magazin „Gól“. Kadlec wurde im Sommer 2013 von Frankfurt für 3,5 Millionen Euro verpflichtet und traf in seinen ersten sieben Spielen gleich viermal. Bereits im Oktober 2103 wies der Klub jedoch auf seine hohe Belastung hin, nachdem er vor seinem Wechsel noch Sparta in der Qualifikation zur Europa League geholfen hatte und für Tschechien mehrere Länderspiele absolvieren musste. Ende November 2013 hieß es daher plötzlich, Kadlec wirke überspielt und schieße deshalb keine Tore mehr. Im Januar 2014 befand Trainer Armin Veh schließlich: „Kadlec muss sich weiter an die Bundesliga gewöhnen und verbessern.“
Der Tscheche blieb fortan Ersatzspieler. Und ein Außenseiter, weil er angeblich nicht Deutsch lernen wollte. Unter Vehs Nachfolger Thomas Schaaf kam er in der Hinrunde der Saison 2014/15 auf lediglich 117 Spielminuten im deutschen Oberhaus. Genervt ließ sich der gebürtige Prager nach eineinhalb Jahren mit mageren sechs Toren in nur 25 Erstliga-Partien an seinen Ex-Klub ausleihen. Für ihn wie eine Befreiung. Bei Sparta, wo er schon zwischen 2008 und 2013 spielte, gewann der Stürmer im letzten Halbjahr mit neun Toren in 13 Spielen wieder Selbstvertrauen.
Ärger mit der Eintracht
Was aber kommt nach der U21-EM? „Es ist vereinbart, dass er im Sommer wieder bei uns ist“, sagte Hübner. „Ich würde mich gerne woanders weiter entwickeln, obwohl ich in Frankfurt noch zwei Jahre Vertrag habe“, hielt Kadlec öffentlich dagegen. Sein Ärger auf die Eintracht sitzt augenscheinlich tief. „Ich glaube nicht recht daran, dass sich dort etwas ändern und ich mehr Chancen bekommen würde“, äußerte Kadlec, der einst als größtes Talent seines Landes gehandelt wurde. Sicher werde Frankfurt „im Sommer noch irgendeinen weiteren Stürmer hinzuholen“, sieht er dort kaum Aussicht auf Erfolg.
Dass Václav Kadlec weiter bei Sparta bleibt, gilt als ausgeschlossen, weil der Klub weder seine endgültige Verpflichtung noch seinen Verdienst zahlen kann. Dennoch lässt Frankfurts Sportdirektor seine Zukunft im Dunkeln. „Wir haben auch gesagt, dass wir darüber nachdenken, den einen oder anderen Spieler abzugeben. Ich kann einen Wechsel von Václav Kadlec also nicht ausschließen“, so Hübner. Entscheidend wird sein, ob nach Schaafs Rücktritt der neue Eintracht-Trainer mit Kadlec plant oder nicht. Wer den Stürmer aus Tschechien haben will, muss zwischen zwei und drei Millionen Euro auf das Frankfurter Konto überweisen.Daher hofft die Eintracht auf ein gutes U21-Turnier von ihm, wodurch sich sein Marktwert erhöhen würde.
Im ersten Gruppenspiel seiner Tschechen gegen Dänemark ist er allerdings nur Zuschauer. Der 23-jährige Stürmer fehlt wegen einer Gelb-Roten Karte, die er sich in Russland einhandelte – kurioserweise schon vor zweieinhalb Jahren im Oktober 2012.
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