Zwischen Pop-Art und Minimalismus
Die Galerie Rudolfinum zeigt abstrakte Malerei von Petr Veselý
7. 5. 2015 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: Galerie Rudolfinum
Ist es ein Mann in weiter Hose, der von einem Drahtseil fällt? Oder das Schattenprofil eines Hahns, der auf einem Strohhaufen sitzt? Ein Ausschnitt eines Bergreliefs? Oder nichts von alledem und nur auf geometrische Reflexionen beschränkte Malerei? Dem Betrachter erscheint eine weit entrückte, sinnliche und auf einfache Motive reduzierte Welt, die der 62-jährige Künstler Petr Veselý in seinen Arbeiten entstehen lässt. Eine Ausstellung in der kleinen Galerie des Rudolfinums lädt dazu ein, sich anhand zweier Dutzend Gemälde und Skulpturen auf ein Werk einzulassen, das Seh- und Interpretationsgewohnheiten herausfordert und den Minimalismus zelebriert.
Die Schau trägt den Namen „Engel, Schatten“ („Anděl, stín“) und steht sinnbildich für Veselýs Verständnis, seinem scheinbar grenzenlosen Fokus zumindest einen begrifflichen Rahmen zu verleihen. Passender wären eigentlich Titel wie „Grau in Grau“ oder „Die Durchdringung der Monotonie“. Veselý arbeitet mit dem Schwarz-Weiß-Ton als Basis, um darauf seine wenigen farblichen Kontrastpunkte umso pointierter zu setzen. Manchmal fehlen sie aber auch ganz. So zum Beispiel im Bild „Rast, Dreiergespann“ („Odpočinek, Trojice“), in dem drei Männer auf einer imaginären Treppe übereinander ausharren, scheinbar in Beobachtung eines Vorganges. Als Faszinosum erweist sich genau jene Spannung zwischen einfachster, abstrakter Darstellung und dem Reichtum an Ideen, der dahinter lauert. Die zu interpretierende Geschichte hinter dem Offensichtlichen funktioniert als Essenz in Veselýs Werk. Je mehr man in diese simplen Strukturen eintaucht, desto weitläufiger wird das Deutungsmuster.
Diese aufs Wesentliche reduzierte und doch so vielseitige Kunstsprache erhellt sich am besten in den großen Leinwand-malereien, mit Einschränkungen auch in den kleinformatigen Arbeiten. Passend erweist sich der Vergleich von Kurator Petr Nedoma, der Veselý in die Nähe der deutschen Pop-Art- und Neo-Dada-Ikone Gerhard Richter rückt, da auch der Prager Künstler soziologische Aspekte aufnimmt und sich gängigen kulturhistorischen Referenzpunkten entzieht. „Engel, Schatten“ ist eine ziemlich kopflastige Schau, deren Exponate schwer zu entschlüsseln sind, doch bei intensiver Auseinandersetzung ein äußerst spannendes Kunst- und Gedankenuniversum offenbaren.
„Engel, Schatten“. Galerie Rudolfinum (Alšovo nábřeží 12 , Prag 1), geöffnet: täglich außer montags 10–18 Uhr (Do bis 20 Uhr), Eintritt: 80 CZK (ermäßigt 50 CZK), bis 12. Juli, www.galerierudolfinum.cz
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